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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Panglos zupfte ihn indes beim Ärmel, und sagte: Daran thut Ihr nicht Recht, Freund; das streitet mit allen Gesetzen der Billigkeit; dazu ist jezt keine Zeit. „Schoktausend Pestilenz! Herr, ich bin’n Matros, und aus Batavia; bin viermal in Japan gewest, und hab’s Kruzifix viermal mit Füssen getreten. Bei mir kömmt Er gar blind mit seiner Billigkeit, und all’ dem dummen Schnak.“

Während der Zeit, daß dies im Hintergrunde vorging, hatten einige herabgestürzte Steine Kandiden hart getroffen; er war umgesunken und lag unter den Trümmern fast begraben. Lieber Panglos! rief er, nur ein wenig Wein und Öl, oder ich muß sterben. Dieses Erdbeben ist gar nichts besonders, antwortete der sich nähernde Panglos, im verwichenen Jahre hatte die Stadt Lima in Amerika ein gleiches Schiksal: gleiche Ursachen bringen gleiche Wirkungen hervor; es geht ganz gewis ein Strich Schwefel von Lima bis nach Lissabon unter der Erde weg.

„Höchst wahrscheinlich! aber um Gotteswillen ein wenig Öl und Wein.“ Wahrscheinlich nur? nur wahrscheinlich wär’s? erwiederte der Philosoph, erwiesen ist es, Herr, klar erwiesen, behaupt’ ich. Kandide ward ohnmächtig, und Panglos brachte ihm ein wenig

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)