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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Panglos verlor bey der Kur nur Ein Auge und ein Ohr. Schreiben konnt’ er wie der geschikteste Kanzellist und rechnen wie Euler; darum macht’ ihn Wiedertäufer Jakob zu seinem Buchhalter.

Nach Verlauf von zwei Monaten musst’ er in Handlungsangelegenheiten nach Lissabon gehen, Er nam seine beiden Philosophen mit. Panglos bewies ihm deutlich, es sei alles auf das Beste eingerichtet. Gewesen wohl, fiel ihm Jakob Schwezinger ein, aber jezt nicht mehr. Durch die Menschen, denk’ ich, ist die Natur um ein gut Theil verdorben worden. Wolfessinn ward ihnen nicht angeboren und doch haben sie ihn. Gott gab ihnen nicht Vierundzwanzigpfünder, nicht Bajonette, sie gossen sie sich aber, schliffen sie sich, um einander aufzureiben. Auch die Bankrotte könnt’ ich hier in Anschlag bringen, und die Obrigkeiten, welche die Gläubiger um des Bankrottiers Habe prellen, und es in ihren Wanst schieben.

Alles das ist unumgänglich notwendig, erwiederte Magister Einauge. Es trägt zum allgemeinen Wohl bei, wenn Hinz unglüklich ist und Kunz; je mehr Privatunglüksfälle also, desto besser für’s Ganze.

Während des Philosophirens bewölkte sich der Himmel, die Winde bliesen aus allen vier

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)