Seite:Kalewala, das National-Epos der Finnen - 208.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dich ein Jahrlang ohne Arbeit,

250
Dich ein zweites selbst ernähren.“

     „Wenn du mich nicht bald befreiest,
Mich nicht bald erlösen kommest,
Werde in den Tod ich sinken,
Werd’ zu Erde ich gestaltet.“
     Kullerwo, der Sohn Kalerwo’s,
Redet Worte solcher Weise:
„Stirbst du, nun so magst du sterben,
Mag dich Untergang ereilen!
Platz ist in der Erde unten,

260
Für Gestorbene bei Kalma,

Dort dem Mächtigsten zu schlummern,
Dort dem Kräftigsten zu ruhen.“
     Sprach die Hausfrau Ilmarinen’s:
„Ukko, du, o Gott im Himmel!
Spanne deinen großen Bogen,
Prüf’ auf’s Beste deine Waffe,
Lege einen Pfeil von Kupfer
Auf den Bogen voller Feuer,
Schieße einen Pfeil voll Feuer,

270
Ein Geschoß von starkem Kupfer,

Schieße durch die Achselhöhlen,
Durch das dicke Fleisch der Schultern,
Stürze du den Sohn Kalerwo’s,
Schieß den Schlechten du zu Boden
Mit dem stahlbespitzten Pfeile,
Mit der kupferreichen Waffe!“
     Kullerwo, der Sohn Kalerwo’s,
Redet selber diese Worte:
„Ukko, du, o Gott dort oben!

280
Wolle du mich nicht erschießen,

Schieße Ilmarinen’s Hausfrau,
Tödte du der Weiber schlechtstes,
Eh’ sie von der Stelle gehet,
Ehe sie von dorten wandert!“
     Ilmarinen’s Wirthin stürzte,
Sie, des klugen Schmiedes Hausfrau,
Nieder auf derselben Stelle,
Fiel herab wie Ruß des Kessels
Auf dem Raum vor ihrer Wohnung,

290
Dort auf ihrem engen Hofe.

     Dieses war der Tod des Weibes,
Dieß der Untergang der Schönen,
Die gar lange ward erspähet,
Sechs der Jahre ward gesuchet
Zu der Freude Ilmarinen’s
Zu dem Ruhm des braven Schmiedes.

Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)