Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel | |
|
BRIGITTE. Darauf, nachdem er einen Zeitraum so gelegen, fährt er auf, kehrt sich, mit dem Ausdruck der Betrübniß, der Wand zu, und spricht: „Ach! Nun bringen sie die Lichter! Nun ist sie mir wieder verschwunden!“ – gleichsam, als ob er durch den Glanz derselben verscheucht würde. – Und da die Gräfin sich über ihn neigt und ihn an ihre Brust hebt und spricht: Mein Friedrich! Wo warst du? „Bei ihr“, versetzt er, mit freudiger Stimme; „bei ihr, die mich liebt! bei der Braut, die mir der Himmel bestimmt hat! Geh, Mutter geh, und laß nun in allen Kirchen für mich beten: denn nun wünsch’ ich zu leben.“
KUNIGUNDE. Und bessert sich wirklich?
ROSALIE. Das eben ist das Wunder.
BRIGITTE. Bessert sich, mein Fräulein, bessert sich, in der That; erholt sich, von Stund’ an, gewinnt, wie durch himmlischen Balsam geheilt, seine Kräfte wieder, und ehe der Mond sich erneut, ist er so gesund wie zuvor.
KUNIGUNDE. Und erzählte? – Was erzählte er nun?
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_082.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)