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Unmenschlicher Frevel war mir zugedacht?
Denk’ ich, was ohne euch, vielleicht schon jetzt,
Mir widerfuhr, hebt sich mein Haar empor,
Und meiner Glieder jegliches erstarrt.

GRAF VOM STRAHL. Wer seid ihr? Sprecht! Was ist euch widerfahren?

KUNIGUNDE.

O Seligkeit, euch dies jetzt zu entdecken!
Die That, die euer Arm vollbracht, ist keiner
Unwürdigen geschehen; Kunigunde,
Freifrau von Thurneck, bin ich, daß ihr’s wißt;
Das süße Leben, das ihr mir erhieltet,
Wird, außer mir, in Thurneck, dankbar noch
Ein ganz Geschlecht euch von Verwandten lohnen.

GRAF VOM STRAHL.

Ihr seid? – Es ist nicht möglich? Kunigunde
Von Thurneck? –

KUNIGUNDE. Ja, so sagt’ ich! Was erstaunt ihr?

GRAF VOM STRAHL (steht auf).

Nun denn, bei meinem Eid, es thut mir Leid,
So kamt ihr aus dem Regen in die Traufe:
Denn ich bin Friedrich Wetter Graf vom Strahl!

KUNIGUNDE. Was! Euer Name? – Der Name meines Retters? –

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_075.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)