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Ihr mögt, aus meinen Wendungen entnehmen,
Ob meine Seele schuldig ist, ob nicht?

GRAF OTTO (ihn forschend ansehend). Es sei! Versuchts einmal, Herr Graf, und fragt sie.

DER GRAF VOM STRAHL (wendet sich zu Käthchen, die noch immer auf Knieen liegt).

Willt den geheimsten der Gedanken mir,
Kathrina, der dir irgend, fass mich wohl,
Im Winkel wo des Herzens schlummert, geben?

KÄTHCHEN.

Das ganze Herz, o Herr, dir, willt du es,
So bist du sicher deß, was darin wohnt.

DER GRAF VOM STRAHL.

Was ists, mit einem Wort, mir rund gesagt,
Das dich aus deines Vaters Hause trieb?
Was fesselt dich an meine Schritte an?

KÄTHCHEN.

Mein hoher Herr! Da fragst du mich zuviel.
Und läg ich so, wie ich vor dir jetzt liege,
Vor meinem eigenen Bewußtsein da:
Auf einem goldnen Richtstuhl laß es thronen,
Und alle Schrecken des Gewissens ihm,
In Flammenrüstungen, zur Seite stehn;
So spräche jeglicher Gedanke noch,
Auf das, was du gefragt: ich weiß es nicht.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)