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THEOBALD. Geh hin, wo man dich ruft.

KÄTHCHEN (zu den Richtern, da sich ihr die Häscher nähern). Was wollt ihr mir?

WENZEL. Saht ihr ein Kind, so störrig je, als dies?

GRAF OTTO (da sie vor der Schranke steht).

Du sollst hier Antwort geben, kurz und bündig,
Auf unsre Fragen! Denn wir, von unserem
Gewissen eingesetzt, sind deine Richter,
Und an der Strafe, wenn du freveltest
Wird’s deine übermüth’ge Seele fühlen.

KÄTHCHEN. Sprecht ihr verehrten Herrn; was wollt ihr wissen?

GRAF OTTO.

Warum, als Friedrich Graf vom Strahl erschien,
In deines Vaters Haus, bist du zu Füßen
Wie man vor Gott thut, nieder ihm gestürzt?
Warum warfst du, als er von dannen ritt,
Dich aus dem Fenster sinnlos auf die Straße,
Und folgtest ihm, da kaum dein Bein vernarbt,
Von Ort zu Ort, durch Nacht und Graus und Nebel,
Wohin sein Roß den Fußtritt wendete?

KÄTHCHEN (hochrot zum Grafen). Das soll ich hier vor diesen Männern sagen?

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_028.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)