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Nassau, Baiern, Coburg, Weimar, Hohenzollern-Sigmaringen, so auch die freien Städte Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Bremen u. Andere. – In einigen Ländern ist’s dabei ganz ruhig hergegangen, in andern gabs mehr oder weniger Crawall; so hatten die Würtemberger Liberalen ihre Noth, den Bauernstand vom Aufruhr abzuhalten, denn während bei uns die Bauern fast theilnahmlos für die politischen Ereignisse sind, zeigen sie dort das größte Interesse. Uebrigens versteht der König von Würtemberg den Geist der Zeit, er hat sein Ministerium aus Mitgliedern der liberalen Opposition gebildet, die nicht das „von” haben, sondern bürgerliche Leute sind. — In Baiern hat’s auch starke Zusammenrottungen gegeben, ehe etwas gewährt ward, dann ging's aber auch sehr schnell, so daß das Militair schon auf die Verfassung vereidet worden. — Der Kurfürst von Hessen hatte der ersten Deputation erst geantwortet: „sie möchten sich nur um’s Bierbrauen bekümmern, das Regieren sey seine Sache.” Er kam aber damit nicht durch, und er gewährte nach einigen stürmischen Auftritten Einiges; damit sind aber vorzüglich die Hanauer nicht zufrieden, sondern sie wollen alle ihre Verlangen genehmigt haben und gestatten in einer sehr energischen Adresse ihrem Fürsten nur drei Tage Zeit zum Ueberlegen und sprechen im Verneinungsfalle sogar von Lostrennung. Die Hanauer werden bei ihrem Beginnen auch vorzüglich von den umliegenden Ortschaften, Städten und Dörfern, unterstützt. Nach den neuesten Nachrichten hat am 12. d. M. ein Angriff auf das Schloß Cassel stattgefunden, da die Hanauer Deputation vom Kurfürst abgewiesen worden und derselbe hat nun Alles bewilligt. — In Coburg kam es auch erst zu Gewaltschritten, ehe der Herzog nachgab. — In Sigmaringen ist die Revolution kurz gewesen; die Forderungs-Adresse wurde von allen Einwohnern (es giebt dort keine Zöpfe mehr) unterschrieben. Man sagte Unbestimmtes zu, forderte Zeit. Aber das Volk hatte keine Geduld und man mußte nachgeben. Dann war Alles zufrieden und den Offizieren der Schloßgarde wurde bedeutet, alsbald aus dem Lande zu verschwinden, da das Volk jetzt für Ruhe und Sicherheit sorge. — In Hannover ist bis jetzt noch nichts gewährt worden, ebensowenig in Braunschweig, letzteres grenzt bekanntlich an Hannover. — In Preußen fängt man endlich sich auch an zu regen und vorzüglich in den Rheinlanden sind die Zustände so bedenklich, so daß dem König durch den Oberpräsidenten die allerernstesten Vorstellungen gemacht und die sofortige Bewilligung aller billigen Forderungen als einziger Rettungsanker genannt werden.

Weiteres werden wir im Sonntags-Blatte berichten.


Pulsnitz. Nachstehende Adresse, von dem Stadtrath und den Stadtverordneten und einigen sechzig Andern unterzeichnet, ist von hier nach Leipzig abgesendet worden:

Stadtrath und Stadtverordnete der Stadt Leipzig! — Die unterzeichneten Bürger der Stadt Pulsnitz beeilen sich Euch ihren Beifall und ihre Zustimmung zu Eurem männlichen Schritte hiermit auszusprechen. Ihr waret die ersten städtischen Behörden Sachsens, die Se. M., dem Könige, ohne Zwischenwirken Seiner Minister, die so lange empfundenen und bisher unerfüllten Wünsche der großen Mehrzahl des sächsichen Volkes offenbarten. — Euer muthiges Benehmen hat bereits seine Folgen getragen. – Se. M. der König hat sich bewogen gefunden, freie Presse uns zuzusagen und die schleunigste Zusammenberufung der Kammern zu erklären. — Der von der großen Mehrzahl des sächsichen Volkes gewünschte Rücktritt des Ministers Falkenstein ist erfolgt. Wir bedauern, daß seine Herren Collegen seinem guten Beispiele nicht gefolgt sind. — Wir, die Unterzeichneten, haben es nicht vermocht, die Gefühle unserer Beistimmung zu Euren Petitionen an Se. M., den König, länger zurückzuhalten. Empfanget vor den Augen der Regierung und des Volkes von Sachsen unsern Dank! — Und wenn die Vertreter des Landes beisammen sein werden, so werdet Ihr auch durch unser Handeln erfahren, daß wir Eins sind mit Euch, was unsere Meinung betrifft über die vorzunehmenden Verbesserungen. (Folgen die Unterschriften.)


Redakteur und Verleger: C. S. Krausche.

In der Hauptkirche predigen:

Donnerstag Nachmittags 3 Uhr Herr Diac. Noack.

Freitag früh 8 Uhr Hr. Past. Prim. Richter. Sonntag, am Feste Mariä Verkündigung,

Vormittags Hr. Past. Prim. Richter über

Empfohlene Zitierweise:
C. S. Krausche: Camenzer Wochenschrift, 16. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 16. März 1848, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KWS_1848-03-16.pdf/4&oldid=- (Version vom 17.5.2023)