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Folge dessen hat sich denn Alles bewaffnet, Bürger und Studenten treten zur Communalgarde und unterstützen diese bei ihrem Dienst zur Aufrechthaltung der Ordnung. – Am 11. d. war wieder eine öffentliche Sitzung der Stadtverordneten, worin es sich zunächst um die Frage handelte, ob man an den nächsten außerordentlichen Landtag eine Petition ergehen lassen solle oder nicht. Obschon man einerseits geltend machte, daß der außerordentliche Landtag in seiner dermaligen Zusammensetzung nicht kompetent sey, über so höchst wichtige Dinge, wie die Presse und das Wahlgesetz u. s. w. zu verhandeln, daß von ihm eher ein Vertrauensvotum für die Minister zu erwarten sey, als eine Anklage derselben, und daß man ihn deshalb ganz ignoriren müsse, so gab man doch, obgleich die ersten beiden Punkte allgemein zugegeben wurden, der Erwägung Raum, daß selbst diese ministerielle Kammer jetzt nicht mehr wagen werde, der öffentlichen Meinung Hohn zu sprechen, daß man, da ja um sofortige Einberufung der Stände petitionirt worden sey, inkonsequent handeln werde, wollte man seine Wünsche und Beschwerden ihm nicht vortragen, und daß man höhern Orts gewiß nicht mehr daran denke, das ganze Regierungssystem zu halten, sondern daß man am Ende nur die äußere Form retten wolle. Diese und noch mehrere andere Gründe bestimmten das Kollegium gegen eine geringe Minorität, die Petition zu beschließen. Hiernächst brachten mehrere Redner unter sichtbarer Gemüthsbewegung, fast mit Entrüstung die Umzingelung der Stadt zur Sprache. Der Stadtverordnetenvorsteher verlas zwar ein Schreiben des Stadtraths, in welchem dieser anzeigte, daß er bereits beim Kriegsministerium Anfrage gehalten, zu welchem Zwecke eine so große Truppenmasse bei der Stadt zusammengezogen worden sey, da doch die Communalgarde im Stande sey, die Ordnung aufrecht zu erhalten, und daß er zur Antwort bekommen, die Truppen sollten einschreiten, wenn die Communalgarde der Bewegung nicht Herr werden könne. Allein Das genügte nicht und es wurde deshalb der Antrag gestellt und einstimmig unter dem Zujauchzen der Galerien angenommen: An den Stadtrath das Gesuch zu stellen, die alsbaldige Entfernung der Truppen von der Stadt in den energischsten Ausdrücken zu verlangen. Alsdann kam noch der beabsichtigte Zug der Leipziger nach Dresden – man wollte nämlich in Masse vor das Schloß des Königs ziehen, um zu Bewilligung der Wünsche zu bewegen – zur Sprache. Der Stadtrath hatte davon abgemahnt, das Stadtverordneten- Collegium sprach sich jedoch weder billigend noch mißbilligend über dieses Vorhaben aus. Am Schlusse der Sitzung zeigte der Vorsteher an, daß der Justizminister v. Carlowitz in Leipzig angekommen, (wo er bis zum Beginn des außerordentlichen Landtages bleibt) und beschied das Collegium zu einer anderweiten Zusammenkunft, um gewisse Eröffnungen zu vernehmen, die der genannte Minister als Königl. Commissair machen werde. Das Wesentliche jener Eröffnungen war folgendes: Der Herr Minister habe in den wenigen Stunden seines Hierseyns schon eine ganz andere Ansicht von den Leipziger Zuständen gewonnen. Alsdann: die Truppen, die nur zur Beschützung der materiellen Interessen der Stadt zusammengezogen worden wären, würden zurückgezogen werden, wenn die städtische Bewaffnung die Ruhe aufrecht erhalten könnte. Und endlich: Mit Beginn des außerordentlichen Landtages höre die politische Wirksamkeit der Minister auf. Ferner ward verlangt: 1) daß man sich aufregender Reden politischer Natur in der Stadtverordn.- versammlung fortan enthalte; 2) daß der Redeübungsverein und die Versammlung im Schützenhause jeder politischen Agitation fern bleibe; 3) daß das Umherziehen größerer Volksmassen und das Lärmen derselben abgestellt werde, oder dafern es bereits abgestellt, nicht wieder vorkomme; 4) daß der beabsichtigte Zug nach Dresden zur Ueberreichung einer Adresse oder sonstiger politischer Manifestationen schlechterdings unterbleibe. Das Stadtverordnetencollegium erklärte hierauf in einer Abendsitzung des 11. zu 1: „Nach unserer Ansicht sind bisher gesetzlich strafbare, aufregende Reden politischer Natur in unsern Versammlungen nicht vorgekommen wir müssen

Empfohlene Zitierweise:
C. S. Krausche: Camenzer Wochenschrift, 16. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 16. März 1848, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KWS_1848-03-16.pdf/2&oldid=- (Version vom 23.9.2023)