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Nr. 11.

Camenzer Wochenschrift.


Donnerstag, den 16. März 1848.



Erstes Blatt ohne Censur!

Die Presse ist frei! So hallt es freudig wider in allen Orten unseres geliebten Vaterlandes. Auch wir theilen diese Freude von ganzem Herzen und werden das edle Gut der Preßfreiheit einzig und allein für das Wohl des Volkes und des Staates nützen. – Unser Blatt hat von jeher, soweit es die nunmehr glücklich beseitigten Censurverhältnisse gestatteten, in möglichst freimüthiger Weise für das geistige und materielle Wohl unseres braven Volkes gewirkt. Es wird auch in Zukunft dieses hehre und heilige Wirken fortsetzen und die Begeisterung der Staatsbürger für alles Schöne und Edle zu erhalten und zu nähren suchen. Wir werden auch künftig unsere Zeilen dem Fortschritte und der Freiheit offen halten und stets bemüht seyn, die Lüge und Verläumdung kräftig zu unterdrücken. – „Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz,“ diesen Wahlspruch werden wir in allen Stürmen der Zeit bethätigen.

Die Redaction.

Zeitereignisse.

Inland. Wie bereits bekannt, ist unterm 9. März eine Verordnung erschienen, wonach bis zum 15 April die Censur in Sachsen aufgehoben und zum 20. d. ein außerordentlicher Landtag einberufen wird. Damit, sowie mit dem Rücktritt des zeitherigen Ministers von Falkenstein sind jedoch die Leipziger und viele andere Städte nicht zufriedengestellt worden, sie sagen vielmehr, dies sey erst der Anfang der Concessionen und sie verlangen den gänzlichen Rücktritt des jetzigen Ministeriums, denn in den hocharistocratischen Ministern Könneritz und Zeschau sey das volksfeindliche Prinzip geblieben. Sie wollen Männer zu Ministern haben, die das Vertrauen des Volkes vollkommen besitzen; unbedingte Preßfreiheit, Wegfall des Concessionszwanges für Zeitschriften und Ueberweisung der Preßvergehen an die ordentlichen Gerichte; Freiheit des religiösen Bekenntnisses und der religiösen Vereinigung; Freiheit des Versammlungs- und Vereinsrechts; gesetzliche Sicherstellung der Person gegen willkührliche Verhaftung, Haussuchung und Untersuchungshaft; Verbesserung des Wahlgesetzes, namentlich durch Herabsetzung des Census und Ausdehnung der Wählbarkeit auf das ganze Land; Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechtspflege mit Schwurgericht; Vereidung des Militairs auf die Verfassung; Verminderung des stehenden Heeres durch allgemeine Volksbewaffnung, Umbildung des Militairwesens; Vertretung der deutschen Völker beim deutschen Bunde; Lossagung der sächsichen Regierung von den Carlsbader, Frankfurter und den Wiener geh. Conferenzbeschlüssen. – Die ganze Stadt Leipzig ist von Schmerz und Unwillen ergriffen, die Gemüther entflammen sich und die schlimmsten Befürchtungen nehmen immer mehr Platz, denn die Stadt ist ringsumher mit Truppen umzingelt worden und überdies sollen preußische Truppen die Grenzen besetzt haben. In

Empfohlene Zitierweise:
C. S. Krausche: Camenzer Wochenschrift, 16. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 16. März 1848, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KWS_1848-03-16.pdf/1&oldid=- (Version vom 29.12.2023)