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Von großen Schießeten und Schüzer Gesellschaften.
Zuerst in alten zeiten wurde mit Armbrust, Harnisch, und Pfeile, ge-
[1529er St.Gall. merkw. arx. 396, arx. 516] schoßen, nach erfindung des Schießpulvers (1340} mit verscheidenener gatung Feuer gewehren
die Schüzen gesellschaften in der Schweiz waren als Brüder verwandt und giengen
oft viel stunden weit, eine jegl. geselschaft hatte ihre Fahnen mit denn sie auszogen.
[Ao. 1523] haben 800 Eydgnoßen eine Gesellen schießeten veranstaltet worbey viele vornehme
Grafen und Ritter theil nahmen. Die Stadt Baßel hat den Schüzern ein pasendes Lokale angewisen.
[Ao. 1560] Einer großen hauptschießeten wohnten viele Schweizer in Stuttgard bey, wo 1505 Schü-
zer mit 96 gesellschafts Fahnen, Fürsten, Edle und Bürger, sich einfanden.
[# 1504] und 1547 gab Zürich, eine allgemeine Freyschießen.
[# 1499] Jn dem Schwaben Krieg, fühlte das Appenzellische Bergvolk zu erst die Furchtbare
Würckung des Geschüzes, Es übte sich nach her in abfeurung der eroberten Büchsen
und böller, an den Feyertagen, und erlernte bald von den auß Fremden Kriegs-
dienst heimkehrenden Offizieren und Reißläufer, u. auf Städtischen Freyschiesenden
den gebrauch der Zihlmusketen u. hacken auf beweglichen Gablen.
Bald nach der Landtheillung hate jede bedeutete Gemeinde ihre Schüzergesellschaft
die von der obrigkeit um so mehr begünstiget wurden als die Flamme des
Kriegs und der Empörungen von außen u. Religions entzweyungen im
Jnneren states aufsehen und Schlagfertigkeiten erforderten. Und eben dis
Zihlschießen auch zum Mitel diente, die muthwilligen Landleute von
den rohern Freuden der Alp- und Weidstubeten ab und auf nutzliche
und beßere verlügen zuleiten.
[Ao. 1618] War die erste große Freyschießeten in St. Gallen, den die Appenzeller bey-
wohnten und Fründ schaftlich empfangen u. köstlich bewirthet wurden.
[Ao. 1642] gab der zum Landamann neu erwählte Hr. Johanes Zelweger, in Teufen,
den Schüzern des Lands einen kostbaren Stier, worzu nach beyträge
von der Regierung und der Gemeinde erfolgten. Jhme verdanckten
[Ao. 1643] die Schüzer, das neu u. alt Räth eine Jährliche aufmunterungsgaabe
von ƒ. 300 gaben, auß dem Landseckel gaben.
[1645] An der Gesellenschießen in Appenzell nahmen außrooden, St. Galler, Rheinthal
Gottshausleute, in allem 300 Schüzer antheil, die beste gab ƒ. 60 bleib in Appenzell.
[Ao. 1646] hat die obrigkeit in V.R. eine grose Freyschießeten nach Herisau verordnet, und auß
dem Landseckel, von den Gemeinden u. Partikularen ƒ. 1000 zusammen getragen, die
best gab bestand in einem silbernen becher ƒ. 44 am werth und Doppelfrey, auch in
5 S. v. Stieren, und 42 stuck Silbergeschirr, das erste bekam Johanes Lutz, am Kurzen-
berg, und die anderen nach Grub, Urnäschen, und St. Gallen kommen.
Das Einladungsschreiben und Schüzerordnung waren obrigkeitlich durch den Landschreib-
er außgefertiget, 8 Tag lang dauerte die Schießeten von 564 Schüzer Fremd u. Heimsch,
[Ao. 1681] hat die obrigkeit in V.R.eine allgemeine haubtmusterung der tauglichen Mannschaft
von 18 bis 60 Jahren verordnet wegen denen geheimen umtreiben der Katolicken und
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-339_Seite_336.jpg&oldid=- (Version vom 18.10.2024)