Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-272 Seite 269.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

269
162

Neue Handels Häußer im Speicher.


[Ao. 1800] Jst ein neuer Handels Herr in Speicher kommen, und machte die größten
geschäft alhier, mit Englischem garn, Hr. Statthalter Conrad Tobler, ab Heiden,
der jährlich bey Tonnen gulden verkauft, und grosen Reichtthum mit dem
garn Handel erworben. Er hat des Lorenz Grafen neu haus erkauft hier.
     Vor deme in 1750 r- bis 1780 r- Jahr, treibten die Hr. Tobler auf Heiden
und Wolfhalden, einen starken handel mit Leinigem Schwaben garn, diesen
handel haten vorhero die Buffen und Walser im Wald auch stark getreiben
und Reiche Männer darvon worden, sie giengen alle Wochen auf Lindau u.
machten dort ihre garn Käufe. Im Speicher that in 1740r- Jahren mein
Vatter seel. bartly Rechsteiner, daß gleiche und Jacob Baumgartner in den
1770r- Jahren da aber der Leinwad gewerb hier aufgehört so mußte auch
dieser garn Handel nach geben werden hier. Darvor entstuhnden grose
Baumwollen Spinnerreyen, im Montafon, Rheinthall, Oberland, Torenbiren,
Bregenzer Wald, Togenburg, Thurgau, und Zürichbieth, weit und breit aller orten.
„Die handelschaft hat nur einen vorübergehenden flor-, akerbau und Viehzucht seyen
die eigenthumlichen Reichthümer eines Landes“ J. v. Müller

[AU 1]     Von der glüklichen Lage und umstand des Schweizerlands.
Der Abt Rainal schreibte das dreyzehehen Provinzen von starken Bauren
bevölkert, die fast alle Könige Europens bewachen, und sich vor keinem fürchten,
die ihren waren Vortheil beßer als Jede andere nazion in Europa kennen,
das weißeste Volk in ihrem Politischen Zusammenhang außmachen. Man könte
auch sagen das eß diesen Rang nicht bloß durch seine Tapferkeit, sondern auch
mit seiner arbeitsamkeit behaupte, das keine nazion Europens {die Englische
außgenommen) in der Neigung in dem Eyfer für die Landwirthschaft eß ihr
zu vor thun würde.
     pag. 181 was Norman schreibt zuleßen ist.

Die Schweiz hat ihren jetzigen Wohlstand mehr der Emsigkeit ihrer Jnn-
wohner, als der günstigen Natur zuverdancken, welches nicht allein auß
ihren Gebirgenden Gegenden sondern auß denen alten beschreibungen des
Schweizerschen Clima abzunehmen. Die Gegenden der Kantons Appenzell,
Glarus, Ury, und Unterwalden hätten nach ihrem Clima auf eine
blühende Landwirthschaft keinen anspruch machen können; wenn nicht der
Fleiß der Jnwohner die Kargheit des Erdbodens zubezwingen gewußt
hätten. Der Nattur Forscher wird da alles vereinbaret finden, um dieses
Land der Freyheit und der Tugend auch zum Wohnsize der Glückseligkeit zu-
bestimmen.


  1. „Der Appenzeller ist stolz auf seine Freyheit, ob sie gleich nur nach dem Namen nach vorhanden u. ein bloßes schattenbild der vergangenen Zeiten ist daher sie der Nüße gleicht auß deßen Jnnerem ein gefräßiger Wurm den Kern herauß genaget hat, u. die lähren schalen übrig gelaßen.“ [UE 1]Pfr.



Anmerkung

  1. Pfarrer Huber, Waldstatt