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Reformirten von Appenzell ziehen auf aus Rooden.


[Ao. 1588] und mußte nicht nur auf seinem Todbeth viel schmäh- und Lästerliche
wort hören, sondern da er am ostern montag sel. verstorben, wolten
die Papisten von anfang nicht gestatten, Jhne in Kirchhof zubegraben,
sondern als ein Kätzer unter den Galgen zulegen*) Endlich auf
Jnständiges anhalten nach ein plaz an der Kilchhof Maur bewilli-
get worden. Deßen Frau u. Kinder, Hermann und Mareya, sind
auf Herisau zogen, nebst anderen Evangelischen Lands Kinder. Aber
welche Eltern nicht uralte Landleut, sondern zugezogne waren,
mußten gar auß dem Land ziehen & als Reformirte verwisen worden.
     Paulus Jacob, der ein hochverständiger Mann, in der Jtalie-
änischen & französischen Sprach u. in der handelschaft wohl erfahren,
und das Seckelmeister amt des Lands 12 Jahr lang Lobel. verwaltet hat,
auch ein Eifriger herr in der Evangelischen Religion war, (deßen vatter auch
Jost Jacob auch wegen der Evangl. Religion von Schweiz in dieses Land
gezogen war) zog von Appenzell auf Herisau, nach möchte das nicht helfen,
sondern mußte auß dem Land auf St. Gallen mit seiner haußhaltung
sich begeben, da in Auß Rooden dieses wegen zugezognen Eltern aufgehebt,
zog er von St. Gallen wieder in das Appenzellerland auf Gaiß, allda
hat er ein schön Hauß gebauen, und sein Leben über 90 Jahr gebracht.
Er hinterlies 3 Söhne Paulus, Anthon, und Jost war 17 Jahr in V.R.
Landweibel und sein       Johanes Jacob, 47 Jahr lang Landweibel gewesen.
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*) der Religions Eyfer bey den römisch Catholischen in Jnnroden war so groß,
die Reformirten zuverfolgen, das sie die unChristlichen mitel ergriffen, wer
sich ihrer Religion nicht wolte unterwerfen, und vor ihrem Tödlichen hinscheid
nicht Bichten, soll der allgemeinen begräbnus der Gemeind beraubet seyn,
und bey den übelthäter begraben werden, welches die verfolgten Refor-
mierten vertreiben hat, in außrooden zuziehen sich entschloßen, ob schon sie
ihre häußer und Güter um ein Spot geld verkaufen mußten, andere aber
sind wieder Catholisch worden, darunter Landamann Bodmer, auch einer war,
der sein amt der Religion vorzog, und wer nicht gebiechtet befohlen unter
den Galgen zu begraben, er aber selbst wurde vom Tod ungebiechtet
durch einen Schlagflus überfallen da er unter seiner haus thür gestanden.
     Über diese unruhigen zeiten Trauten Jnn- und außer Rooden einander
nicht mehr, eß wurde in Appenzell Sturm gelaüt, da ein falsches gerücht
ergangen sie werden von außrooder überfallen, die Gaißer mahnten die
Trogner zur hielf, das auch Sturm gelaüt worden, und Trogen, Speicher,
Rehetobel, Teufen u. zogen mit Wehr und Waffen bis auf Weißegg,
und stuhnden da lang in Schlacht ordnung bis beruhender bericht von Appenzell kommen.