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III

Begebenheiten unter den Helvetier.

Feind von Italien zuentfernen, die Tiguriner Eilten schnel in ihr Helvetisches Vatterland
zurück, und Streiteten unter ihrem helden muthigen anführer Diviko einem Jüngling, so Tapfer
am Lehmanischen See das sie vollkommen geseiget, ganz Italien erschrak und das
römische Volk in der äußersten gefahr den preis ihrer 400- Jährigen Seige, sein Reich,
und seine Freyheit zu verlieren waffnete sich mit Gelübden, Weil sie des Friedens
zu sicher genoß, fürchtete es diesen Krieg. Die Cimbern und ihre bundes Freunde die
Tiguriner giengen im Winter über das Gebürg, nach deme sie den Consul Catulus
geschlagen, die Cimbern wurden aber hernach von den Römern ganz geschlagen, und als
Diviko dieses hörte, führte er die Tiguriner wieder in das Vatterland; und sie bleiben
unangegriffen. (Zu dieser Zeit werden die Römer den Wartthurm in Herisau gebauen haben.)
     Orgetorix, ein vornehmer mann bey dem Helvetieschen Volk, hate zehen taußend Leibeigene
auß der Cimbrischen Streifferey ererbt, oder im Kriegen selbst erworben: am Rheinstrom
war ein unaufhörlicher Krieg der Teütschen und Helvetier: viele geringe Flohen in seinen
Schutz, die Armen gewan er durch dargelehntes Geld; wider unmäßigen Reichthum
war kein Gesez. Dieser mann suchte die höchste macht und suchte die Helvetier
zu einer großen unternehmung und Krieg zu verleiten; nachdeme er sich des adels
versichert, kam er in die Gemeine der Eydgnosen und machte Jhnen den Vortrag

  • Der unüberwindlichen Kriegsmänner, welche so wohl die Legionen des
  • römischen Volks, als die Schaaren der Teütschen besiegt, sey nicht würdig
  • ihr Leben über dem schweren Bau dieses rauhen Erdreichs zu verzehren
  • Die Helvetier bedürfen es nicht , sich hinter Berge zu verschanzen; sie sollen
  • und mögen sich in ganz Gallien die schönsten Gegenden zum Vatterland
  • wählen; die Gränze werden Sie nach ihrem Willen sezen, und ihr Helden-
  • muth werde ihre Vormauer seyn.“ (helvetische Landsgemeind.)

     Da beschlosen die vier Gaue der helvetischen Eydgnoßenschaft.„Nach

  • dieser Zeit in dem dritten Jahr wollen alle helvetier mit ihren Weibern
  • Kindern, u. mit ihren Herden u. Geräthschaften, aufbrechen, und ihrer Vätte
  • unfruchtbares enges Land um beßere Länder verlaßen, Jndesen soll Orge-
  • torix als Gesandter die Heduer und Sequaner um Paß und Freundschaft bitten.
  • Und andere Völker auch einladen an den Eroberungen des helvetischen Volk antheil
  • zu nehmen.“ Hierauf gieng die Gemeine Außeinander und rüsteten sich zum abzug.


     Jndeßen wurde die obrigkeit berichtet Orgetorix verschwöre sich mit vielen
benachbarten großen, um behauptung tyranischer macht. Also wurder er gefang-
en genommen weil den Gesez geber gefährlich schien solche männer frey zulaßsen, die
Häupter des Landes liesen an alle unterthanen die mahnung ergehen zum Schirm
der Geseze wieder eigen mächtige Gewalt. Weil nach dem gesez ein solcher leb-
bändig verbrandt werden soll, dieses wußte Orgetorix und starb durch seine eigene Hand.