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der Idee, dann in der Ausführung, gleichsam unter unsern Augen, entstehen. Wir theilen seinen Schmerz, daß er Portraite malen muß, weil er ihn empfand.

Die Nachwelt wird einst über seine Kunstwerke ein bestimmteres Urtheil fällen als wir es können, denen er in jedem Bezuge so nahe stand. Sie wird darüber entscheiden, ob er nicht ganz besonders zur Darstellung des innenwohnenden Geistes berufen war, wie dieser in der äußern individuellen Form des Menschen sich abspiegelt, und mehrere seiner Portraite, die er mit Geist und Liebe auffaßte und festhielt, wie die von Wieland[WS 1], Fernow[WS 2], Seume[WS 3], werden vielleicht später von Künstlern und Kennern gewürdigt und bewundert, in fürstlichen Gallerien neben ähnlichen Werken der berühmtesten Meister einen würdigen Platz finden.

Die Beilagen, mit denen der Verfasser dieses an sich so anziehende Werk noch ausstattete, gewähren zum Theil dem Ganzen einen beruhigenden, tröstlichen Schluß, der auf die durch das fürchterliche Ende eines so schönen Lebens erschütterten Gemüther höchst wohlthätig wirken muß; besonders Böttigers[WS 4] treffliche Worte am Grabe des vielgeliebten Freundes. Von der den Mörder betreffenden Beilage werden wohl mit mir die Mehrsten sich schaudernd abwenden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Christoph Martin Wieland (* 5. September 1733; † 20. Januar 1813)
  2. Carl Ludwig Fernow (* 19. November 1763; † 4. Dezember 1808)
  3. Johann Gottfried Seume (* 29. Januar 1763; † 13. Juni 1810)
  4. Karl August Böttiger (* 8. Juni 1760; † 17. November 1835)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_323.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)