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Dort bete still – und bei dem heil’gen Zeichen
Wird Dir ein Engel dann der Ruhe Palme reichen.

Doch nicht dem eignen Schmerz gehört das Leben!
Es werde für die Brüder freudig higegeben,
Siehst Du ihr heilig Recht gekränkt;
Nimm dann des Kreuzes frommes Kriegeszeichen,
Und triff ihn mit des Schwertes blut’gen Streichen,
Ihn, der Dein treues Volk bedrängt. –
Hast Du mit starkem Arm den Sieg erstritten,
So schmücke reich des Friedens stille Hütten.

Und zu der dritten steige froh empor.
Dort unter Deutscher Eichen hohen Zweigen,
Dort laß zum Himmel auf die Feuersäule steigen;
Dort glänzt der Freiheit goldnes Flammenthor;
Dort blüht der Unschuld zarte Himmelsblume,
Dorthin steigt nicht des Lebens Grabeshauch,
Dort geizt man nicht nach Gold und nicht nach Ruhme,
Dort herrscht der Vorzeit stiller Brauch.
Dort laß mit Weib und Kind und Freund uns wohnen,
Fern von der Welt und ihren stolzen Thronen.

Ich blicke trunken von des Ganzen Hügel
In Hygiäens reichgeschmücktes Thal.
Des Erdenlebens bunten Zaubersaal
Schaut ich in jenem goldnen Spiegel
Der Phantasie, voll wechselnder Gestalten
Im holden Traum mir freundlich vorgehalten.

Drei-Kreuz-Berg.

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_304.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)