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Diesen äußern Stürmen folgte eine schöne Zeit! Ich möchte sie fast einen zweiten Geistesfrühling meiner Mutter nennen, denn der Himmel gewährte ihr während derselben, was er sonst nur der Frische der Jugend zu geben pflegt. Mit dem wärmsten, sorglosesten Gefühle blickte sie in eine ihr bis dahin unbekannt gebliebene und doch längst geahnete neue Welt; überrascht von der plötzlich sich entfaltenden Kraft ihrer Fähigkeiten, von ihrem bis dahin schlummernden Talent mit einem Male gehoben, genoß sie mit sich täglich erneuender Freude den Umgang der ausgezeichnetsten Männer, die damals Weimar theils als ihm angehörig in sich schloß, theils durch dieselben aus entfernteren Gegenden Deutschlands an sich zog. Sie gefiel und that gemüthlich wohl. Sie war wohlhabend genug geblieben um bequem leben und den reichen Kreis dieser Freunde fast täglich um sich herziehen zu können. Ihr anspruchloser und doch erregender Umgang machte ihr Haus zum Mittelpunkt des geistig geselligen Treibens, in dem Jeder sich selbst heimisch und behaglich empfand, und unbefangen das Beste darbot, was er zu geben vermochte. Sie selbst nennt in dem Schema zu ihren Memoiren einen Theil der interessantesten Menschen, die sie damals um sich sah, zahllose Andere führte

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_257.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)