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Schritte davon in Häuser und in die Erde flogen, ohne Schaden zu thun, Gottes Engel schwebte über uns. In mein Herz kam plötzlich Ruhe und Freudigkeit, ich nahm meine Adele auf den Schooß und setzte mich mit ihr auf das Sopha, ich hoffte, eine Kugel sollte uns Beide tödten, wenigstens sollte Keine der Andern nachweinen. Nie war mir der Gedanke an den Tod gegenwärtiger, nie war er mir so wenig fürchterlich. Adele hatte sich den ganzen Tag, selbst in diesem schrecklichen Momente nicht aus der Fassung bringen lassen. Keine Thräne sah man, noch hörte man Angstgeschrei von ihr; immer ging sie neben mir, und wenn’s ihr zu viel ward, küßte sie mich und drückte mich an sich und bat mich, nicht in Angst zu sein. Auch jetzt war sie ganz still; aber ich fühlte die zarten Glieder wie von Fieberfrost beben, und hörte wie ihre Zähne an einander schlugen. Ich küßte sie, bat sie ruhig zu sein, wenn wir stürben, so stürben wir ja mit einander, und ihr Zittern legte sich und sie sah mir freundlich in die Augen. Ich war in der That damals weit ruhiger als ich es jetzt bin, da ich Dir die Schreckensscene erzähle. Gott gab mir großen Muth, wie mir es Noth darum war; die Ludekus war ganz gelassen, die arme Conta folgte unserm Beispiele und verbarg wenigstens

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)