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und Fleisch aufkaufen, so viel wir bekommen konnten, Sophie ließ kochen und braten, Duguet mußte 50 Bouteillen Wein aus dem Keller holen. Man hatte uns diese Vorsicht gerathen, weil dies das Erste sei, wonach die Franzosen fragen, und man mich warnte, sie in den Keller zu lassen. Madame Ludekus that dasselbe. Um ein Uhr klopfte ein Freund ans Fenster und rief uns zu: »Sieg, vollkommener Sieg!« O, mein Gott! wir fielen einander in die Arme, wir wußten nicht wie uns war, aber auf mein Herz fiel eine unsägliche Angst, eine Ahnung von Unglück, wie ich sie einmal auch schon gehabt habe. Jetzt erst zitterte ich und schalt mich selbst darum. Wenig Minuten darauf entstand ein entsetzliches Geschrei auf den Straßen: »Die Franzosen kommen!« Hunderte von Menschen strömten nach dem nicht weit entfernten Markte. Wir machten erschrocken die Fenster auf, eine preußische Schildwache rief uns zu: »Es ist nichts, sie bringen Kriegsgefangene!« Wirklich sahen wir einige Kriegsgefangene verwundet vorbeibringen. Ich sah einen über und über mit Blut bedeckten Chasseur, den ein braver sächsischer Kürassier gegen die Insulten des Pöbels vertheidigte. Der Anblick jagte mich vom Fenster. Ich mußte aber doch wieder hin. Nun kamen Reiter, Sachsen und

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)