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Massieu war wenig von ihr beachtet worden, sie hielt ihn vermuthlich nicht für das, was er war, bis irgend etwas, ich weiß nicht wie, sie auf den Gedanken brachte, es könne vielleicht ein Taubstummer sein. Lange haftete jetzt ihr Auge auf ihm allein, dann faßte sie mit beiden Händchen meinen Arm und fragte mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit, ob auch Dieser weder hören noch sprechen könnte. Ich antwortete bejahend, aber sie mochte wohl glauben, ich habe ihre Frage nicht verstanden; sie wiederholte sie mit auffallender Heftigkeit in Mienen und Geberden; ich antwortete ihr wie zuvor.

Eine Ahnung von Unwahrheit oder Verspottung schien in ihrem umdüsterten Gemüth sich zu regen, Thränen stiegen ihr ins Auge, sie beugte sich weit vor, faßte heftig meine beiden Hände, und sah halb bittend, halb zürnend mir festen Blicks ins Gesicht. Ich suchte durch Zeichen ihr begreiflich zu machen, daß ich sie recht wohl verstanden habe, legte wie betheuernd die Hand auf die Brust und versicherte sie in der unter uns schon ziemlich in Gang gebrachten Zeichensprache, daß Massieu eben so wenig hören und sprechen könne, als sie und die Uebrigen alle.

Der Eindruck, den dieses auf sie machte, war

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)