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es müde, in unserm, jeder Bequemlichkeit ermangelnden Quartiere in Hirschberg auszudauern, und so verließen wir diesen freundlichen, für uns unwirthbaren Ort um mehrere Tage früher als es unser Plan gewesen. Wir verloren dadurch gewiß manchen großen Genuß, den uns die köstlichen Umgebungen der Stadt gewährt haben würden. Die Sonne war schon im Sinken als wir den Rückweg nach Schmiedeberg antraten, und die Gegend erschien uns in der günstigen Abendbeleuchtung noch weit entzückender als das Erstemal.

Um die im Gebirge sehr drückende Schwüle des Tages zu vermeiden, machten wir uns am andern Morgen mit Sonnenaufgang auf den Weg nach Landshut zurück. Ich ging zu Fuße den hohen Berg hinunter, der zwischen beiden Städten liegt. Wie schön war Alles um mich her; wie strahlte die hohe Schneekoppe im Rosenglanz des frühen Morgenlichts! Je länger und je mehr ich von diesem Gebirge sah, je schöner ward es, je mehr entzückte es mich. Wohl ist dasselbe werth, recht langsam, recht aufmerksam durchreis’t zu werden, selbst wenn man die Schweiz gesehen; in diesen üppig grünen Thälern, in der Form dieser Berge, in dem ganzen milderen, sanfteren Charakter dieses Gebirges liegt ein eigener unbeschreiblicher

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)