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wir waren so müde, so sehr der Ruhe bedürftig, und fühlten schon im Geist den unermeßlichen Zeitverlust und die Scene bei Braunau sich erneuen. Aber die Lübauer Zöllner waren vernünftiger als die Braunauer Mauth. Sie sahen es uns an, daß wir keine Schleichhändler sein könnten, ließen mit sich reden, und nach wenigen Minuten fuhren wir fröhlichen Muthes auf wohlgebahnten Wegen weiter, bis wir nach Mitternacht in Landshut anlangten, wo wir am Markte, im Raben abstiegen, einem ziemlich guten Gasthof, der mir aber damals als der allervortrefflichste in der Welt erschien. Gute Betten, Betttücher, weiß wie Schnee, glatt wie Atlas, in dem Augenblick ging mir nichts darüber.

Den folgenden Tag brachte ich ganz mit Ausruhen zu, was mir wohl Niemand verdenken wird.

Das schlesische Gebirgsstädtchen Landshut wäre gar unbedeutend und klein, wenn nicht der sehr beträchtliche Leinwandhandel Leben und Wohlstand in demselben verbreitete. Die vielen großen flachen Felder, die man weit und breit umher, schon in großer Entfernung von der Stadt erblickt, künden durch ihr wunderschönes, den Augen ungemein wohlthätiges Grün diesen Nahrungszweig schon von weitem an, auch die armen Weber, diese bleichen, frommen, genügsamen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)