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genug durch eine ebene, fruchtbare, aber höchst langweilige Gegend; Getreidefelder vor uns, hinter uns, uns zur Seite, überall nichts als Roggen und Waizen, und Gerste und Hafer, so weit das Auge reicht. Kruzifixe und Heiligenbilder standen überall am Wege, aber fast kein einziger Baum; wir kamen durch keinen einzigen, nur einigermaßen wohnlich aussehenden Ort, nur durch ärmliche und elende Dörfer, in welchen Schaaren überlästiger Bettler uns verfolgten. So ging es auf dem holperigen Wege zehn Meilen weit, bis der Abend einbrach.

In großen Städten, besonders wenn man einige Zeit in denselben verweilte, kommt man bei der Abreise nie zur rechten Stunde fort; auch diesesmal waren wir von Wien zu spät ausgefahren und hatten dann zu schlechte Wege angetroffen, um das Städtchen Znaym an der mährischen Grenze erreichen zu können. Wir mußten in Holabrunn, einem jämmerlichen Neste, mit einem nichts weniger als eleganten Logis vorlieb nehmen. Am nächsten Morgen fanden wir Alles wie am vorigen Tage, wieder die langweilige fruchtbare Ebene, Kornfelder, zuweilen ein Weingarten, schattenlose verdorbene Chausseen, Bettler und Heiligenbilder in Menge, bis an die Grenze von Mähren. Hier gewann die Gegend ein besseres

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)