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furchtbaren Geheimnisse der Unterwelt auf höheren Befehl einzuweihende, Dante, ernst und kühn, auf alle Hoffnung verzichtend, hinab steigen. Sie schaudern vor diesen ernsten Felsmassen? So folgen Sie dem Künstler (Dr. Carus) in seine tiefe Waldeinsamkeit, gleich nachdenklich sie mit milderen Phantasien belebend, oder schauen Sie hinaus in die düsteren Herbstnebel, welche die Natur um Sie her decken und Sie werden durchschauern, bis Sie auf diesem Kirchhofe desselben Künstlers hinweggetragen über dieß Wechselspiel des Lebens, dir Ruhe ahnen. Aber Sie fühlen sich neu angeregt und das Ruisdaelsche Kloster (Copie von Dem. Flor. Goetzschel) ladet Sie wieder ein mit seinen Spuren ehmaliger menschlicher Betriebsamkeit, wie Göthe sinnig noch neuerdings dort umher wandelte. Hat nun der Geist gleichsam ausgeruht, so erstehen plötzlich vor ihm die Gegenden von Trivoli, Albano, mit dem Grabmale der Horazier und Kuriazier, vier heitere, warme, glänzende Landschaften C. Graffs. So haben Sie vom Spiele der Kunst mit der bewußtlosen Natur sich anregen und von ihrem reichen Wechsel gern in wechselnde Stimmungen fortreißen lassen, bald ernst, bald heiter, wie die Bühne der Natur und des Lebens selbst ist.

Doch rollen wir nun die große ideale Raumtafel, worauf der Menschen- und Künstlergeist, der Natur den Preis schöpferischen Waltens überlassend und ihr treu und sinnig liebevoll nachtretend, wirkte, zusammen und lassen uns unserer nahen und fernen Dichterwelt Gebilde hervorzaubern! Halte sich uns dort der Natur beredtes Schweigen und ihr schmerzlich lieblicher Schlummer gleichsam in Farben und Licht verklärt, so treten Sie nun mit mir in die Sphäre, wo dieser Menschengeist sich selbst schaut,

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Unbekannt: Dresdener Kunstausstellung 1816. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1816, Seite 659. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1816_Seite_655-665.djvu/6&oldid=- (Version vom 8.9.2024)