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erfinden. 445 So befahl er dem Jonathas, einen gewissen Juden Alexander, mit dem sich der Statthalter vor langer Zeit schon überworfen und dem gegenüber er auch aus seinem Hasse nie ein Hehl gemacht hatte, anzugeben und ließ auch dessen Gattin Berenice in den peinlichen Process verwickeln, der dann die Hinrichtung dieser ersten Opfer zur Folge hatte. Nach ihnen wurden auf sein Betreiben alle wohlhabenden Juden, 3000 an der Zahl, miteinander niedergemetzelt, 446 und fühlte sich der Statthalter dabei auch noch sehr sicher, weil ja die Confiscation ihrer Güter angeblich nur der Vermehrung der kaiserlichen Einkünfte dienen sollte.

447 (3.) Damit aber nicht etwa auch anderwärts einige Juden seine Ungerechtigkeit entlarven könnten, zielte Catullus mit seinen Cabalen noch höher und beredete den Jonathas mit einigen seiner Mitgefangenen dahin, auch gegen die angesehensten Juden in Alexandrien sowohl, wie in Rom, die Klage wegen versuchten Aufruhres einzubringen. 448 Zu diesen Persönlichkeiten, welche in so intriguanter Weise belangt wurden, gehörte auch Josephus, der Verfasser vorliegenden Werkes. 449 Dem Catullus gieng jedoch sein schlauer Plan nicht, wie er geträumt hatte, durch. Der Statthalter war nämlich mit dem gefesselten Jonathas und dessen Leuten in der sicheren Erwartung nach Rom gekommen, die vor seinem Richterstuhle und zwar auf seine eigene Anregung hin anhängig gemachte falsche Klage würde jede weitere Untersuchung überflüssig machen. 450 Aber Vespasian fand ein Haar an der Sache und suchte ihr auf den Grund zu kommen. Wirklich gewann er die Ueberzeugung von der Ungerechtigkeit der gegen jene Männer erhobenen Anklage und sprach sie, besonders auf Betreiben des Titus, von aller Schuld frei. Jonathas aber erhielt endlich die Strafe, die er verdient hatte: er wurde nach vorausgegangener Geißelung lebendig verbrannt.

451 (4.) Catullus empfieng, dank der Milde der beiden Imperatoren, keine schwerere Strafe: er kam mit einem bloßen Verweise davon. Doch wurde er nicht lange darauf von einer complicierten und fast unheilbaren Krankheit ergriffen, an der er nach hartem Todeskampfe auch starb. Noch schwerer als die körperlichen Peinen, war das, was er in seiner Seele litt. 452 Von furchtbaren Bildern aufgeschreckt, schrie er in einem fort, er sehe die Gespenster seiner hingemordeten Opfer vor seinem Bette stehen. Dann war ihm wieder, als würde man ihm mit allen Folterschrauben und Fackeln zu Leibe rücken, so dass er sich nicht mehr halten konnte und vom Lager heraussprang. 453 Das Uebel machte immer größere Fortschritte, bis endlich infolge von Verschwärung sogar die Eingeweide heraustraten, und so der Tod erfolgte

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/539&oldid=- (Version vom 1.8.2018)