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aufflammen, andererseits aber auch das freundschaftliche Verhältnis zu Ptolemäus sich noch inniger gestalten, da sich schon wegen der ungehinderten Feier des Gottesdienstes viele Juden zu dem Aegypterkönig begeben würden.

426 (3.) Diese Worte fanden die Zustimmung des Ptolemäus, und er schenkte ihm einen Strich Landes, der 180 Stadien von Memphis entfernt, im sogenannten Kreise von Heliopolis gelegen war. 427 Hier legte Onias zunächst eine feste Burg an und machte sich dann an den Bau des Tempels, der übrigens mit dem zu Jerusalem keine Aehnlichkeit haben sollte, sondern die Gestalt eines Thurmes bekam und mit seinen gewaltigen Quadern zu einer Höhe von 60 Ellen aufragte. 428 Bei der Construction des Brandopferaltares dagegen nahm er sich vollständig den in der Heimat zum Muster, wie er auch die Prunkstücke im Tempel in ganz ähnlichen Formen herstellte. Nur die Arbeit am Leuchter machte eine Ausnahme, 429 indem Onias hier kein Leuchtergestelle anwendete, sondern nur eine goldene Lampe, von der unmittelbar das Licht ausstrahlte, anfertigen und an einer goldenen Kette schweben ließ. Der ganze Tempelbezirk war von einer Mauer aus gebrannten Ziegeln eingefasst, deren Thore aber Steinbauten waren. 430 Der König überließ ferner viel Grund und Boden für die laufenden Einkünfte an das Heiligthum, damit sowohl für die Priester gut gesorgt wäre, als auch für den Gottesdienst viel geschehen könnte. 431 Die ganze Handlungsweise des Onias entsprang indes nicht gerade den besten Beweggründen, da es ihm zunächst nur um eine Rivalität mit den Juden von Jerusalem zu thun war, denen er seinen Grimm wegen der über ihn verhängten Verbannung fühlen lassen wollte. Nach seiner Berechnung sollte nun gerade der Bau dieses Heiligthums das jüdische Volk von Jerusalem weg und nach Aegypten hinabziehen. 432 Es bestand aber auch eine alte, etwa 600 Jahre früher erflossene Prophezeiung, die von Isaias stammt und nach welcher die Gründung eines solchen Tempels in Aegypten durch einen Juden in Aussicht gestellt wurde. Das war also der Ursprung und die Einrichtung dieses Heiligthums.

433 (4.) Als Lupus, der Präfect von Alexandrien, das kaiserliche Schreiben erhalten hatte, begab er sich ins Heiligthum und ließ nach Wegnahme einiger kostbarer Weihegegenstände das eigentliche Tempelgebäude schließen. 434 Nach seinem bald darauf erfolgten Tode ließ sein Nachfolger, der Präfect Paulinus, alle Weihegeschenke bis auf das letzte fortschaffen und drohte, um ja seinen Zweck sicher zu erreichen, sogar den Priestern wiederholt die schwersten Strafen für den Fall an, als sie nicht alles herausgeben würden. Selbst den heiligen Bezirk

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/537&oldid=- (Version vom 1.8.2018)