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von den Vätern überlieferten Reinigungsgesetze ganz außeracht, als wollte er damit den klaren Beweis erbringen, wie ein rasender Feind der Gottesverehrung ganz natürlich auch von einer Milde und liebevollen Theilnahme gegenüber den Menschen nichts wissen wolle. 265 Und nun endlich Simon, der Sohn des Gioras, was hat der Mensch nicht für Schlechtigkeiten angestiftet! Oder hat er irgend eine Schmach und Qual dem Leibe seiner Bürger erspart, jener Bürger, sage ich, die ihn doch zu ihrem Herrscher erklärt hatten? 266 Hat je ein Band der Freundschaft oder des Blutes diese Schurken so stark gefesselt, dass sie im Gegentheil dadurch nicht täglich zu neuen Blutthaten gegen die ihnen Nahestehenden aufgemuntert worden wären? Denn wer nur fremde Leute schädigte, der war in ihren Augen nichts als ein ganz gewöhnlicher Lump, erst die Grausamkeit gegen die vertrautesten Männer gab nach ihrer Ansicht dem Schurken seine glänzende Heldengestalt. 267 Und mit dem Wahnwitz dieser Bösewichter wetteiferte noch die tolle Wuth der Idumäer! Diese Scheusale schlachteten zuerst die Hohenpriester ab, um die Gottesverehrung vollständig in Verfall zu bringen, und beseitigten dann noch die letzten Trümmer staatlicher Ordnung, 268 um in jeder Beziehung die vollendetste Anarchie an ihre Stelle zu setzen. Das war auch der rechte Nährboden, auf dem das Gewächs der sogenannten Zeloten seine üppigsten Giftblüten trieb, Leute, die ihren Namen durch ihre Thaten nur allzuwahr gemacht haben, 269 indem sie jeden Ausfluss der Bosheit aufs getreueste nachahmten und selbst von den Greuelthaten der Vergangenheit, soweit ihnen die Geschichte davon Kunde gab, keine einzige ohne Nacheiferung von ihrer Seite ließen. 270 Allerdings legten sie sich diese Bezeichnung bei, um sich als Eiferer für die gute Sache hinzustellen, ob sie nun das in ihrer thierischen Roheit nur aus Hohn für die Opfer ihrer Bosheit thaten oder wirklich die größten Schandthaten für lauter Tugenden ansahen! 271 So fand nun denn auch ein jeder das verdiente Ende, indem Gott der Herr über sie alle die gerechte Strafe verhängte. 272 Denn alles, was nur immer eine Menschennatur unter seiner Strafruthe dulden kann, brach über sie herein, bis sie zuletzt noch ein gewaltsames Ende unter tausendfachen Todesqualen nehmen mussten. 273 Und dennoch dürfte man sogar behaupten, dass sie im Verhältnis zu dem, was sie verschuldet, noch zuwenig gelitten haben, da bei diesen Menschen eine ganz entsprechende Sühne überhaupt nicht möglich war. 274 Was aber das traurige Geschick jener anlangt, die in ihre grausamen Hände gefallen sind, so dürfte es hier wohl nicht am Platze sein, dasselbe nach seinem ganzen Umfang mit trauernder Feder zu schildern. Ich will dafür den fallengelassenen Faden meiner Erzählung wieder aufnehmen.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/520&oldid=- (Version vom 1.8.2018)