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nach der Wurzel greifen. 185 Der Grund aber, warum diese Wurzel bei all’ ihrer Gefährlichkeit so gesucht ist, liegt in einer einzigen Wirkung, die sie besitzt. Sie hat nämlich die Kraft, die sogenannten Dämonen, das sind die Geister böser verstorbener Menschen, die in noch lebende hineinfahren und dieselben, wenn sie keine Hilfe bekommen, auch tödten, sofort schon durch ihre bloße Annäherung an die Kranken auszutreiben. 186 Es fließen an diesem Orte auch heiße Wasserquellen, die aber ganz verschieden schmecken. Denn während einige darunter bitter sind, lassen die anderen an Süßigkeit nichts zu wünschen übrig. 187 Daneben haben übrigens auch viele Wasseradern mit kalter Temperatur ihre Quellen und zwar nicht bloß weiter thalabwärts, 188 sondern – man höre und staune – selbst oberhalb der Höhle, die man in der Nähe sieht, und deren keineswegs tiefer Raum von dem vorspringenden Felsen geschützt wird. 189 Von diesem Felsen nun ragen oben in geringer Entfernung voneinander zwei brüsteartige Spitzen auf, deren eine eine sehr frische Quelle, die andere dagegen eine sehr heiße hervorsprudeln lässt. Mischt man beide, so erhält man ein sehr angenehmes Bad und ein Heilmittel für verschiedene Krankheiten, ganz besonders für Nervenleiden. Auch Schwefel und Alaunlager weist der Ort auf.

190 (4.) Als Bassus die Lage der Veste nach allen Seiten hin recognosciert hatte, entschloss er sich, quer durch die östliche Schlucht Dämme aufschütten zu lassen, um sich so einen Zugang zum Platze zu bahnen. Eifrig betrieb er die Werke und gab sich alle Mühe, so schnell, als möglich, die Dämme in die Höhe zu bringen, um sich dadurch den Sturm auf die Festung zu erleichtern. 191 In der eingeschlossenen Stadt hatte sich unterdessen das jüdische Element von dem fremden getrennt und eine eigene Stellung bezogen. Man hatte die Fremden, die nach der Meinung der Juden ohnehin nur gemeines Pack waren, gezwungen, in der Stadt unten zu bleiben und, sozusagen, den Puffer für die ersten Schläge abzugeben: 192 die obere Festung dagegen hielten die Juden besetzt, nicht bloß wegen der größeren Sicherheit des Platzes, sondern auch darum, weil sie denselben als Pfand für ihr Leben zu benützen gedachten: die Auslieferung der oberen Veste an die Römer musste ihnen ja nach ihrer Annahme sicher freien Abzug verbürgen. 193 Vorderhand aber wollten sie noch ihr gutes Glück versuchen, um, wenn möglich, den Plan einer Belagerung überhaupt ganz zu vereiteln. Mit großer Bravour machten sie daher Tag für Tag Ausfälle und kamen mit den Schanzarbeitern ins Handgemenge, bei dem sie, allerdings nicht ohne eigene schwere Verluste, den Römern viele Leute tödteten. 194 Den Ausschlag zum Siege gab auf beiden Seiten regelmäßig der gutgewählte oder vorhergesehene Augenblick des Angriffes.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/512&oldid=- (Version vom 9.2.2020)