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wie dem Titus, jedem für sich, einen Triumphzug bewilligt hatte. 122 An dem schon früher kundgemachten Tage, an dem der Siegesfestzug stattfinden sollte, war von der unermesslichen Menge in der Hauptstadt keine Seele zu Hause geblieben: alles war herbeigeeilt und hatte jede freie Stelle bis auf das letzte Stehplätzchen besetzt – nur eine knappe Straße ward für die Entfaltung des Schaugepränges freigelassen.

123 (4.) Noch herrschte nächtliches Dunkel, als zuerst das ganze Militär, nach Manipeln und Cohorten geordnet und geführt von seinen Officieren, aus seinen Quartieren rückte und vor der Wohnung der Imperatoren, die diesmal nicht im obern Palast, sondern in der Nähe des Isistempels übernachtet hatten, Aufstellung nahm. 124 Als die Morgenröthe aufgieng, erschienen bereits Vespasian und Titus, einen Lorbeerkranz um das Haupt gewunden, sonst aber noch mit den gewöhnlichen Purpurgewändern bekleidet, und begaben sich nach der Gallerie der Octavia, 125 wo der Senat, die Spitzen der Behörden und die römischen Ritter auf ihren Empfang warteten. 126 Vor der Halle war eine Estrade aufgeschlagen, auf der ein elfenbeinerner Thron mit zwei Sitzen stand. Die Triumphatoren traten auf ihn zu und setzten sich. In diesem Augenblicke erscholl aus dem Heere ein brausender Jubelruf, und alles überhäufte sie mit Beweisen der Anerkennung für ihre Tapferkeit. Wohlgemerkt, trugen auch die Soldaten nur die Civilkleidung, aber eine solche aus Seidenstoffen, und hatten Lorbeerkränze auf dem Haupte. 127 Nachdem Vespasian für die ehrenden Kundgebungen gedankt, gab er, weil der Beifallssturm noch immer sich nicht legen wollte, endlich das Zeichen zum Stillschweigen 128 und erhob sich unter lautloser, allgemeiner Stille von seinem Throne, schlug seine Toga fast über das ganze Haupt und begann die altherkömmlichen Dankgebete, die auch Titus verrichtete. 129 Nach dem Gebete hielt Vespasian an die ganze Versammlung eine kurze Ansprache und ließ dann die Soldaten zu dem Morgenimbiss gehen, der ihnen nach altem Brauche von den Imperatoren an diesem Tage beigestellt ward. 130 Er selbst gieng nach dem Thore, das von den Triumphzügen, die stets durch dasselbe ihren Weg nehmen müssen, seinen Namen „Triumphpforte“ erhalten hat, 131 um daselbst zunächst mit Titus ein kleines Mahl einzunehmen und sich in die Gewänder der Triumphatoren zu werfen. Nachdem sie noch den beim Thore befindlichen Heiligthümern der Götter Opfer dargebracht hatten, eröffneten sie ihren Triumphzug, welcher mitten durch die Theater gehen sollte, damit so die Zuschauermenge einen besseren Ueberblick gewinnen könnte.

132 (5.) Es ist nun geradezu unmöglich, von der Unzahl der hier aufgeführten Prunkgegenstände, wie auch von der Großartigkeit aller

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/506&oldid=- (Version vom 1.8.2018)