wankte und zitterte: kein Wunder, dass die Germanen zur Ueberzeugung kamen, nie und nimmer habe ihnen das Missgeschick und die Uneinigkeit ihrer Feinde einen besseren Zeitpunkt zum Losschlagen geboten. 80 Zwei Männer waren es besonders, welche den Plan des Aufstandes eifrig betrieben und die Aufständischen mit den oben erwähnten Hoffnungen zu berauschen suchten, Classicus und Vitillus, 81 zwei ihrer Anführer, die offenbar schon seit langer Zeit auf eine solche Umwälzung ausgiengen, aber erst jetzt, durch den günstigen Zeitpunkt zu ihrem Wagnis verlockt, offen Farbe bekannten. Sie sollten aber für ihren Versuch bei den Massen auch einen nur allzu empfänglichen Boden finden! 82 So hatte bereits ein großer Theil der Germanen sich bestimmt für den Abfall erklärt, während die übrigen sicher auch keine andere Gesinnung hegten, als Vespasian, wie auf eine Fügung von oben hin, den Petilius Cerealis, gewesenen Statthalter von Germanien, in einem Schreiben mit der Würde eines Consulars auszeichnete und zugleich beauftragte, zur Uebernahme der Verwaltung Britanniens nach diesem Lande abzugehen. 83 Auf der Durchreise nun nach seinem neuen Posten kam Cerealis zur Kenntnis der ganzen aufständischen Bewegung in Germanien und warf sich unverweilt auf die bereits vereinigten Scharen der Rebellen, von denen eine große Zahl in dem folgenden Gefechte am Schlachtfelde blieb, während die übrigen sich gezwungen sahen, von ihrem thörichten Plane abzustehen und wieder Vernunft anzunehmen. 84 Hätte sich aber auch Cerealis nicht so rasch auf die bedrohten Punkte geworfen, so hätten die Rebellen dennoch in nicht allzulanger Zeit ihr Unterfangen büßen müssen: 85 Sobald nämlich die erste Kunde von dem Abfall der Germanen nach Rom drang und auch dem Cäsar Domitianus zu Ohren kam, trug derselbe keinen Augenblick Bedenken, die Riesenlast einer solchen Unternehmung auf sich zu nehmen, obschon jeder andere auf dieser Altersstufe – Domitian stand ja damals noch in seiner zartesten Jugend – sich ihr entzogen haben würde. 86 Mit jener Tapferkeit, die ihm schon vom Vater her im Geblüte lag, und ausgerüstet mit einer weit über sein Alter hinausgehenden militärischen Uebung, brach er sofort gegen die Barbaren auf. 87 Aber schon das bloße Gerücht von seinem Anmarsch brach den Muth der Barbaren derart, dass sie sich ihm von freien Stücken unterwarfen und es noch als ein großes Glück betrachten mussten, dank ihrem Schrecken, wenigstens ohne weitere Schlappen sich wieder dem alten Joche fügen zu dürfen. 88 Nachdem dann Domitian in ganz Gallien die Ordnung durch entsprechende Maßnahmen in einer Weise gesichert hatte, dass auch späterhin das Land nicht leicht mehr in Unruhen gestürzt werden konnte, kehrte er mit Glanz und Ehren auf
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/502&oldid=- (Version vom 1.8.2018)