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Antiochien, was sich sowohl aus der Größe der Stadt, wie auch ganz besonders aus dem Umstande erklärt, dass die Könige nach Antiochus die Judencolonie daselbst mit ihrem Ansehen schirmten. 44 Antiochus, mit dem Beinamen Epiphanes, hatte freilich Jerusalem verwüstet und den Tempel geplündert, aber seine Nachfolger auf dem Throne gaben alle Weihegeschenke, soweit sie aus Erz bestanden, den Juden in Antiochien wieder zurück und ließen sie in der dortigen Synagoge aufstellen. Auch räumten sie den Juden gleiche Bürgerrechte mit den Griechen der Hauptstadt ein. 45 Da dieselbe gute Behandlung den Juden auch von Seite der späteren Könige zutheil wurde, so wurde die Colonie immer volkreicher und konnte mit ebenso kunstvoll gearbeiteten, wie wertvollen Weihegaben ihrem Heiligthum einen immer größeren Glanz verleihen. Ferner übte auch ihre Religion stets eine große Anziehung auf viele Griechen aus, die durch deren Annahme in gewisser Hinsicht selbst wieder ein Stück jüdischen Volksthums wurden. 46 Es war nun um die Zeit, wo der Krieg bereits erklärt, und Vespasian soeben in Syrien gelandet war – der Judenhass schoss überall gerade in seine üppigsten Halme – 47 da begab sich ein gewisser Antiochus, selbst ein Jude und zwar infolge der Stellung seines Vaters, der da das Haupt aller Juden in Antiochien war, sogar ein höchst angesehener Jude, in das Theater, in dem gerade das Volk von Antiochia eine Versammlung abhielt, und machte gegen seinen eigenen Vater und die anderen Juden die Anzeige, dass sie beschlossen hätten, in einer einzigen Nacht alle Quartiere der Stadt niederzubrennen. Er brachte auch gleich in Fesseln einige auswärtige Juden mit, die an jener Verschwörung theilgenommen haben sollten. 48 Bei dieser Mittheilung kannte der Zorn des Volkes keine Grenze mehr. Mit allem Ungestüm forderte man die sofortige Verbrennung der eingelieferten Juden, die auch gleich an Ort und Stelle alle miteinander den Flammentod erlitten. 49 Nun stürmte alles gegen die Judencolonie, um ja schnell genug die Schuldigen der verdienten Strafe zuzuführen und so die gefährdete Vaterstadt noch zu retten. 50 Antiochus machte dabei den Hetzer und glaubte sogar durch die Entrichtung eines Opfers nach griechischer Weise dem Volke einen Beweis von seinem Gesinnungswechsel und seinem gründlichen Abscheu vor dem Judenthum geben zu müssen; 51 ja, er gieng soweit, die Heiden aufzufordern, sie sollten alle Juden zu demselben Schritte zwingen, da sich dann die Mordbrenner durch ihren Widerstand verrathen würden. Wirklich versuchten die Antiochener das Mittel, und das Ende war, dass nur wenige Juden sich ihrer Forderung fügten, während die Mehrzahl für ihre Weigerung den Tod erlitt. 52 Damit noch nicht zufrieden, ließ sich Antiochus vom römischen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/498&oldid=- (Version vom 1.8.2018)