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Soldaten ließen nämlich nur die eigentlichen Bürger Jerusalems ungeschoren, während sie die übrige Volksmasse mit Weib und Kind verkauften, natürlich nur um eine Bagatelle, da die Zahl der Menschenwaren zu groß, die der Käufer zu klein war. 385 Sogar solche Ueberläufer, die ganz allein kamen, wurden von Titus angenommen, obschon er früher in der Absicht, auch die Familien herauszubekommen, die öffentliche Kundmachung erlassen hatte, dass keiner ohne seine Angehörigen zu ihm übergehen dürfe. Doch setzte Titus eine Commission ein, welche die Aufgabe hatte, die mit einem todeswürdigen Verbrechen belasteten Ueberläufer von den übrigen zu sondern. 386 Die Zahl derer, die in die Sclaverei verkauft wurden, war eine immense, die Zahl der eigentlichen Bürger aber, die sich glücklich gerettet hatten, betrug über 40.000. Den letzteren erlaubte der Cäsar hinzugehen, wohin ein jeder wollte.

387 (3.) In denselben Tagen verließ auch ein gewisser Jesus, der Sohn des Priesters Thebuthi, sein Versteck, nachdem er von Titus die eidliche Zusicherung seiner Begnadigung unter der Bedingung erhalten hatte, dass er einige Gegenstände aus dem heiligen Schatze ausliefere, was er auch that. 388 Er brachte aus der Wand des Tempelhauses zwei Leuchter zum Vorschein, welche den im Heiligthum stehenden sehr ähnlich waren, dann auch Tische, Mischkrüge und Schalen, 389 Alles von massivem Golde und von bedeutendem Gewichte. Ferner lieferte er die Vorhänge und die Amtskleidung des jeweiligen Hohenpriesters mit den Edelsteinen daran, wie auch viele andere beim heiligen Dienst in Verwendung kommende Geräthschaften aus. 390 Auch der Tempelschatzmeister, namens Phinees, fiel den Römern in die Hände und musste ihnen die Kleider und die Gürtel der Priester und eine Menge Purpur- und Scharlachstoffe verrathen, die zum Zwecke der Erneuerung der Vorhänge immer bereit lagen, überdies noch einen großen Vorrath von Zimmt und Kasia und anderer Gewürze, die täglich in einem bestimmten Gemenge als Rauchwerk Gott dem Herrn dargebracht wurden. 391 Auch viele andere Kostbarkeiten und nicht wenige heilige Paramente spielte er den Römern in die Hände, wofür er dann den gleichen Pardon, wie die Ueberläufer, empfieng, auf den er als eigentlicher Kriegsgefangener sonst keinen Anspruch gehabt hätte.

392 (4.) Als endlich nach achzehntägiger Arbeit am siebenten des Monates Gorpiäus die Dämme fertig gestellt waren, rückten die Römer mit den Maschinen an die Mauer heran. In diesem Augenblicke entsank vielen Rebellen jede Hoffnung auf die Rettung der Stadt, und sie zogen sich von der Mauer auf die Burg zurück, während andere

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/484&oldid=- (Version vom 1.8.2018)