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förmliche Leichenhügel stürmen, um die Flüchtigen zu verfolgen. 277 Mit genauer Noth vermochte der Banditenschwarm den Kreis der Römer zu durchbrechen und sich nach dem äußeren Vorhof durchzuhauen, von wo er sich in die Stadt hinabwarf, während der Rest des Volkes sich auf die äußere Säulenhalle flüchtete. 278 Von den Priestern rissen einige zuerst die spitzigen Stangen am Dache mit ihren Bleilagern, in denen sie steckten, heraus und schleuderten sie auf die Römer hinab. 279 Als sie aber damit nichts erreichten, und das Feuer immer näher zu ihnen heraufzüngelte, zogen sie sich auf den acht Ellen breiten Mauerstock zurück und warteten hier das Weitere ab. 280 Nur zwei der Angesehensten, denen es freigestanden, sich durch den Uebergang zu den Römern zu retten, oder sich selbst auf das traurige Schicksal aller übrigen gefasst zu machen, stürzten sich jetzt in die Glut und verbrannten mit dem Tempel: es waren dies Meirus, Sohn des Belgas, und Josephus, der Sohn des Daläus.

281 (2.) Da die Römer es für zwecklos hielten, nach der Einäscherung des eigentlichen Tempelhauses die anderen Gebäulichkeiten ringsherum noch stehen zu lassen, so brannten sie alles miteinander, nämlich die noch übrigen Theile der Hallen und die Thore, mit Ausnahme von zweien, des Ostthores und Südthores, die sie erst später der Erde gleich machten, nieder. 282 Auch die Schatzkammern, in denen eine ungeheure Masse Geldes nebst einer Unzahl von feinen Kleidern und anderen Kostbarkeiten, kurz gesagt, der ganze Reichthum der Juden aufgespeichert lag, da die Wohlhabenden ihren ganzen Hausstand dorthin hatten bringen lassen, wurden den Flammen preisgegeben. Nun kamen die Römer auch an die noch stehenden Hallen des äußeren Vorhofes, 283 auf die sich Frauen und Kinder aus der Bürgerschaft und zahlreiches unterschiedliches Volk, bei 6000 Menschen, geflüchtet hatten. 284 Noch hatte der Cäsar über deren Schicksal noch nichts bestimmt, und auch die Generäle noch deine Ordre gegeben, als die von ihrer Erbitterung fortgerissenen Soldaten auch schon die Hallen von unten aus in Brand stecken, bei dem nun die einen, die noch den Flammen zu entrinnen vermochten, durch Absturz, die anderen aber im Feuer endeten: auch nicht einer kam aus dieser Masse mit dem Leben davon! 285 Die Schuld an ihrem elenden Tode trug ein falscher Prophet, der gerade an diesem Tage dem Volke in der Stadt feierlich erklärt hatte, es sei Gottes Wille, dass sie auf die Tempelhallen hinaufsteigen sollten, um dort die Wunderzeichen seiner rettenden Allmacht zu erfahren. 286 Ueberhaupt gab es damals viele solcher Propheten, welche von den Tyrannen angestiftet und unter das Volk geschickt wurden, um es zum standhaften Vertrauen auf die Hilfe Gottes zu ermuntern, und

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/472&oldid=- (Version vom 1.8.2018)