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alles unter die Zähne, Dinge, die nicht einmal die unsaubersten Thiere zur Nahrung möchten, wurden gesammelt und auch hinuntergewürgt! Fiel man doch zuletzt selbst über lederne Gürtel und Sohlen her und nagte an den Häuten, die man von den Schilden abgezogen hatte! 198 Manche hatten keine andere Nahrung mehr als alte Grasbüschel, da die Fleischfasern, die einzelne zusammensuchten, schon so theuer waren, dass das kleinste Gewicht zu vier attischen Drachmen verkauft wurde. 199 Was soll ich mich aber noch länger bei leblosen Dingen aufhalten, um die aller Sitte hohnsprechende Tyrannei des Hungers zu beschreiben! Ich will ja nunmehr eine Ausgeburt des Hungers schildern, wie etwas ähnliches weder in der Geschichte der Griechen noch auch der Barbaren sich findet. Die Zunge erschaudert, es auszusprechen, und jeder, der es hört, schüttelt ungläubig den Kopf. 200 Was mich anbelangt, so würde ich gewiss mit Vergnügen auf die Mittheilung des grässlichen Falles verzichtet haben, um ja bei den späteren Geschlechtern nicht in den Verdacht eines Fabelhansen zu kommen, wenn ich nicht unter meinen Zeitgenossen unzählige Zeugen dafür hätte. Ueberdies würde ich mir bei meinem Volke gewiss einen schlechten Dank einlegen, wenn ich für das, was es in Wirklichkeit hat verkosten müssen, nicht einmal ein schwaches Wort der Erinnerung hätte.

201 (4.) Unter der Menge, die aus dem Ostjordanlande nach Jerusalem geflohen war und nun die Belagerung mitmachen musste, befand sich auch eine Frau, namens Maria, die Tochter eines gewissen Eleazar, aus dem Dorfe Bethesob, d. h. Haus des Ysop, die durch den Adel ihrer Geburt, wie durch ihren Reichthum hervorragte. 202 Zunächst wurde nun fast ihre ganze Habe, die sie auf ihren Lastthieren von Peräa nach Jerusalem gebracht hatte, von den Gewaltherrschern als gute Beute erklärt. Was sie davon noch an Kostbarkeiten gerettet hatte, und was sie an Esswaren sich zu verschaffen wusste, das nahmen ihr die Banden derselben, die Tag für Tag bei ihr einbrachen, weg. 203 Ein furchtbarer Grimm überkam die Frau, und gar oft suchte sie absichtlich die Plünderer durch Schmähungen und Verwünschungen gegen sich aufzureizen. 204 Als ihr aber weder im Zorn noch aus Mitleid jemand das Leben nehmen wollte, und sie auch müde wurde, immer nur für andere Lebensmittel ausfindig zu machen, zumal das letztere bereits überall den größten Schwierigkeiten begegnete, der Hunger aber schon in allen ihren Eingeweiden und in ihrem innersten Marke wüthete, da erfasste sie ein Zorn, noch wilder als die verzehrende Glut des Hungers, und Ingrimm und Noth gaben ihr miteinander den nur zu wirksamen Rath, sich selbst an der Natur zu vergreifen. 205 Sie packte ihr Kind, ein Knäblein, das noch die Mutterbrust sog, und sprach:

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/463&oldid=- (Version vom 1.8.2018)