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von ihrem Ungestüm fortgerissen, hinter den Weichenden her waren, Leitern an die Halle lehnten und auf das Dach derselben hinaufliefen, indes die Klügeren hinter der seltsamen Flucht der Juden eine Falle witterten und ihren Platz nicht verließen. 180 Von den anderen waren aber schon soviele auf die Halle gestiegen, dass das Dach von Römern wimmelte, – und gerade jetzt zündeten die Juden die ganze Dachung von unten an. Plötzlich züngelten von allen Seiten die Flammen empor. Die von der Gefahr nicht berührten Römer standen starr vor ungeheurem Entsetzen, die vom Feuer eingeschlossenen starr vor Verzweiflung. 181 Einige stürzten sich, nachdem ihnen das Feuer jeden Ausweg versperrt hatte, auf der Rückseite gegen die Stadt hinab, andere wieder unter die Feinde. Viele sprangen in der Hoffnung, sich zu retten, unter die Ihrigen hinab und zerschmetterten sich die Glieder. Die meisten aber ereilte das Feuer, ehe sie überhaupt zum Sprunge kommen konnten. Manche stürzten sich früher ins eigene Schwert. 182 Rasch hatte übrigens die weithin sengende Lohe auch jene eingehüllt, die auf der Flucht vor ihr sich schon den Tod geholt hatten. So sehr sich auch der Cäsar über die armen Opfer ärgern musste, weil sie, ohne einen Befehl abzuwarten, hinaufgestiegen waren, so fühlte er dennoch inniges Mitleid mit den Kriegern, 183 die, aller Hilfe beraubt, in ihrem letzten Augenblicke doch wenigstens einen Trost hatten, dass sie eben jenen von Schmerz zerrissen sahen, für den sie ihr Leben aushauchten. Sie konnten nämlich deutlich von oben wahrnehmen, wie Titus zu ihnen hinaufschrie, wie er hinsprang, und dann wieder auf seine Umgebung einredete, soweit es möglich war, Hilfe zu bringen. 184 Mit diesem Schmerzensruf des Cäsar nahm jeder Unglückliche die herrlichste Leichenrede, mit des Cäsars Angst das schönste Andenken mit ins Grab und starb getrost. 185 Einige Soldaten konnten sich übrigens vor den Flammen retten, indem sie sich auf die breite Mauerwand der Halle zurückzogen: dort wurden sie indes von den Juden umringt und nach langer Gegenwehr, mit Wunden über und über bedeckt, zuletzt sammt und sonders niedergemetzelt.

186 (2.) Zuletzt fiel noch ein Jüngling, namens Longus, dessen Heldenmuth selbst dieses grässliche Unglück mit einem versöhnenden Schimmer umgibt, und der unter diesen Wackeren, die eigentlich alle einzeln mit ihren Namen angeführt zu werden verdienten, sich am bravsten gezeigt hat. 187 Da seine herculische Stärke sogar bei den Juden Staunen erweckte, und dieselben ihm auch gar nicht beikommen konnten, so forderten sie ihn auf, sich auf Gnade zu ergeben und zu ihnen hinabzusteigen. Von der anderen Seite schrie ihm aber sein Bruder Cornelius zu, er möge doch ihren ruhmvollen Namen und die römische Fahne nicht

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/461&oldid=- (Version vom 1.8.2018)