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tigte sich der Pferde. 154 Da das immer so fortgieng, so glaubte der Cäsar den wiederholten Pferderaub weit mehr der Nachlässigkeit seiner Leute, als einem tapferen Handstreich der Juden zuschreiben zu müssen, worin er auch Recht hatte. Er beschloss daher, ein abschreckendes Beispiel zu statuieren und dadurch die übrigen wieder zu einer schärferen Bewachung ihrer Pferde zu veranlassen, 155 und ließ den nächsten Soldaten, der sein Pferd auf solche Art verlor, zur Richtstätte abführen. Die Wirkung dieser Maßregel war ein großer Schrecken unter den übrigen Soldaten, denen von jetzt an kein Pferd mehr abhanden kam, da man sie nicht mehr frei auf der Weide herumlaufen ließ: im Gegentheil machten die Soldaten jetzt die nöthigen Streifungen nicht anders, als wären Ross und Mann miteinander verwachsen. 156 So nahm nun die Belagerung des Tempels und die Errichtung der Dämme ihren Fortgang.

157 (8.) Einen Tag nach dem Aufmarsch der Legionen versuchten viele Aufrührer, denen die geraubten Vorräthe ausgegangen waren und der Hunger schon arg zusetzte, um die elfte Tagesstunde einen gemeinsamen Angriff auf die römischen Wachen am Oelberg. Da die Römer nach ihrer Voraussetzung gar nichts ahnten und überdies um diese Zeit schon ihre Abenderfrischung hatten, so glaubten die Juden mit dem Durchbruch leichtes Spiel zu haben. 158 Aber die Römer hatten ihr Nahen bei Zeiten bemerkt und liefen schnell von den nächsten Wachstationen zusammen, um die Juden an der Uebersetzung und gewaltsamen Durchbrechung des Mauergürtels zu hindern. 159 Es kam zu einem heftigen Kampf, bei welchem auf beiden Seiten viele Proben von Tapferkeit abgelegt wurden, und die Römer eine mit Kraft gepaarte militärische Erfahrung, die Juden aber eine für Tod und Wunden blinde Kampfeswuth und eine unwiderstehliche Wildheit entwickelten. 160 Die Römer beherrschte die Furcht vor der Schande, die Juden die Furcht vor der bitteren Noth. Während es die Römer für die größte Schmach ansahen, jetzt noch die Juden entkommen zu lassen, wo dieselben, sozusagen, schon in einem ungeheuren Jägernetz eingewickelt waren, hatten die Juden nur einen einzigen Rettungsweg – eine rasche Bresche durch die Mauer! 161 Bei dieser Gelegenheit geschah es auch, dass ein Reitersmann aus den Cohorten, namens Pedanius, als die Juden bereits geworfen waren und eben den Thalabhang hinabgedrängt wurden, querüber mit seinem Pferde in die fliehenden Feinde jagte und im vollen Carrière einen derselben, einen Jüngling von übrigens kräftigem Körperbau, in voller Rüstung an dem Knöchel zu sich emporriß: 162 so weit also hatte sich der Mann über das an dem Juden vorbeigaloppierende Ross hinausbeugen müssen: was für

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/458&oldid=- (Version vom 1.8.2018)