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Vergelter auch bei allen Vorgängen Zuschauer und Zeuge sein!“ 135 So ließ er denn um die früher erwähnte Stunde die Sturmcolonne an ihr blutiges Werk gehen, während er selbst auf eine weithin sichtbare Stelle der Antonia hinaustrat und dort in Spannung der kommenden Dinge harrte.

136 (6.) Die zum Sturm beorderten Soldaten überraschten die Wachen keineswegs im Schlafe, wie sie gehofft hatten, sondern die letzteren sprangen sofort unter lautem Geschrei in die Höhe und rangen mit den Römern. Auf das Geschrei der Wachen draußen strömten die übrigen in dichten Schwärmen aus den Innenräumen des Tempels heraus. 137 Während aber die ersten Scharen natürlich mit ihrem ganzen Anprall die Römer treffen mussten, geriethen die folgenden unter die eigene Truppe, so dass viele ihre Freunde für Feinde ansahen. 138 Ein Erkennen an der Stimme machte jedem das von beiden Seiten wirr durcheinander hallende Geschrei, die Unterscheidung mit den Augen aber das nächtliche Dunkel unmöglich. Wuth und Furcht thaten bei dem einen und dem anderen noch das ihrige, die Blindheit zu vergrößern, so dass man nur aufs Gerathewohl auf den erstbesten einhieb. 139 Die Römer dagegen, welche, Schulter an Schulter geschlossen, in wohlgeordneten Reihen vorwärts stürmten, kamen bei dieser Unsicherheit weniger zu Schaden, 140 zumal jeder seine Losung kannte, indes die Juden in einemfort sich theilten und ebenso zügellos vorwärts stürzten, als zurückrannten, und auf solche Weise den eigenen Leuten oft wie Feinde vorkommen mussten: namentlich wer zurücklief, ward von seinen Kameraden regelmäßig wie ein anstürmender Römer empfangen. 141 So wurden noch mehr Juden von ihren Freunden als von ihren Feinden verwundet, bis es endlich Tag ward, und von jetzt an, weil man wieder sah, das Schlachtenbild sich immer besser entwirrte. Freund und Feind standen sich nun wieder in compacten Schlachthaufen gegenüber, und konnte jetzt beiderseits auch ein zielbewusster Angriff mit Wurfgeschossen, wie auch eine ordentliche Abwehr derselben erfolgen. 142 Aber keine Seite wollte weichen, keine Seite erlahmte: bei den Römern suchte es ein Mann dem andern, eine Truppe der anderen zuvorzuthun, begeistert durch den Gedanken, vom Cäsar gesehen zu werden, und jeder Mann glaubte, dass dieser Tag für ihn, wenn er sich brav halten würde, ein Avancement bedeuten müsste. 143 Die Juden dagegen waren bei ihrer tollkühnen Vertheidigung ganz und gar beherrscht von der Furcht vor ihrem und des Tempels Untergang und von dem Auge ihres Tyrannen, der die einen mit ermunterndem Zuruf, andere sogar mit Geißelhieben und Drohungen zum Kampfe trieb. 144 Beide Theile konnten fast immer das Gefecht zum Stehen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/456&oldid=- (Version vom 1.8.2018)