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griechischen und lateinischen Inschriften angebracht, welche da die Ueberschreitung des Gitters allen Ausländern streng untersagen? 126 Und waren es nicht wir, die euch erlaubt haben, alle, die darüber hinausgiengen, ohneweiters zu tödten, auch wenn es ein Römer sein sollte? Wie könnt ihr nun, ihr Schurken, im nämlichen Heiligthum sogar, auf Cadavern herumstampfen? Wie könnt ihr den Tempel selbst mit dem Blute der Ausländer und der Landeskinder beflecken? 127 Ich rufe meine heimischen Götter und den Gott, dessen Auge vielleicht einmal auf diesem Orte geruht – denn jetzt ruht es, wie ich glaube, sicher nicht mehr darauf! – ich rufe auch mein Heer und die Juden im römischen Lager, wie auch euch selbst zu Zeugen an, 128 dass ich euch nicht gezwungen habe, diese Heiligthümer zu schänden. Und wenn ihr den Kampfplatz verleget, so wird kein Römer sich dem Heiligthum nahen oder es gar freventlich entweihen. Ich will euch übrigens den Tempel auch selbst gegen euren Willen zu erhalten trachten.“

129 (5.) Als Josephus diese Worte des Cäsar den Juden übermittelte, hatte der Tyrann und seine Banden dafür nur übermüthige Verachtung, weil sie die Vorschläge nicht als einen Ausfluss der Güte sondern nur der blassen Furcht ansahen. 130 Wie nun Titus bei diesen Männern weder ein Erbarmen mit ihrem eigenen Elend, noch das geringste Gefühl für den Tempel wahrnahm, griff er gegen seinen Willen wieder zum Schwerte. 131 Da man aber unmöglich die gesammte Streitmacht zum Sturme verwenden konnte, indem sie dazu nicht einmal Platz gehabt hätte, suchte Titus aus jeder Centurie die dreißig besten Soldaten aus, theilte je ein Tausend solcher Krieger dem Befehle eines Tribuns zu und stellte den Cerealis als Höchstcommandierenden an die Spitze der ganzen Sturmcolonne, die um die neunte Stunde der Nacht die Wachposten der Juden angreifen sollte. 132 Auch Titus hatte seinen Waffenschmuck angelegt und schickte sich an, unter die Stürmenden hinabzugehen, als seine Freunde es ihm mit Hinweis auf die große Gefahr verwehrten, und auch die Officiere es ihm mit dem Bemerken widerriethen, 133 dass er noch mehr ausrichten dürfte, wenn er auf seinem Platze von der Antonia herab für die Soldaten sozusagen den Kampfrichter mache, als wenn er selbst auf den Kampfplatz hinabsteigen und der Gefahr persönlich die Spitze bieten würde. „Denn vor den Augen des Cäsar“, sagten sie, „wird jeder seinen Mann stellen!“ 134 Der Cäsar fügte sich denn auch diesen Vorstellungen und erließ folgende Proclamation: „Soldaten! Nur darum bleibe ich, wo ich bin, um Schiedsrichter eurer Tapferkeit zu sein, auf dass kein Wackerer bei den Ehrenpreisen übersehen werde, kein Feigling aber ohne Strafe durchkomme. Ich will vielmehr als oberster Rächer und

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/455&oldid=- (Version vom 1.8.2018)