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gebracht, zumal sie der Meinung waren, es seien schon mehr Römer auf der Mauer. 63 Hier aber hatte man wieder einmal Gelegenheit, das Schicksal ob seines Neides gegen wackere Thaten und ob seiner Tücke anzuklagen, mit der es gerade dem ungewöhnlichsten Heroismus stets ein Bein zu stellen sucht. 64 Denn als dieser Held seine Aufgabe schon glücklich gelöst hatte, da machte er einen Fehltritt, strauchelte an einem Felsstück und stürzte mit großem Gedröhn kopfüber auf den Stein hin. Sofort schauten die Juden um und sahen nur einen einzigen Mann und den schon am Boden liegen. Jetzt hagelte es wieder von allen Seiten Geschosse. 65 Sabinus konnte sich noch auf ein Knie erheben und wehrte sich eine Zeitlang, gedeckt von seinem Schilde, so tapfer, dass er viele, die ihm zu nahe kamen, verwundete. 66 Endlich ließ er, von vielem Blutverlust erschöpft, seinen Arm sinken und ward zuletzt, noch ehe er seine Seele aushauchte, von einem Haufen Geschosse begraben: ein Mann, der um seiner Tapferkeit willen wahrlich ein besseres Schicksal verdient hätte, dessen Tod aber auch seines großen Unternehmens würdig war. 67 Von den übrigen wurden noch drei, die bereits vor der Zinne standen, durch Steinwürfe zerschmettert und augenblicklich getödtet, während die anderen acht, von Wunden bedeckt, noch über die Trümmer herabgeschleppt und ins Lager zurücktransportiert werden konnten. Der Fall ereignete sich am dritten des Monates Panemus.

68 (7.) Zwei Tage später thaten sich zwanzig Leute aus der Wachmannschaft, die bei den Dämmen stand, zusammen und zogen auch den Adlerträger der fünften Legion, ferner noch zwei Reiter aus den gewöhnlichen Geschwadern, wie auch einen Trompeter zu ihrem Vorhaben bei. Um die neunte Nachtstunde steigen sie alle geräuschlos über die Mauertrümmer zur Antonia hinauf, stechen die äußersten Wachposten im Schlafe nieder, bemächtigen sich der Mauer und lassen sofort den Trompeter das Signal zum Angriff blasen. 69 Auf das hin schnellten auch die anderen Wachen in die Höhe und ergriffen, ohne dass auch nur ein einziger sich Zeit genommen hätte, sich nach der Zahl der Eingedrungenen umzusehen, die Flucht. In ihrer Bestürzung sahen sie schon die Mauer voll von Feinden, worin sie der Trompetenklang noch bestärkte. 70 Auch der Cäsar hatte gleich das Signal vernommen und machte nun in aller Eile das Heer schlagfertig. Dann stieg er selbst an der Spitze seiner Generäle, gefolgt von seinen Garden, die Bresche hinauf. 71 Da die Juden bereits in voller Flucht dem Tempel zuströmten, konnten die Römer jetzt auch durch den Gang, den Johannes unter die Dämme der Römer gegraben hatte, eindringen. 72 Unterdessen hatten aber die Rebellen beider Parteien, des Johannes und

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/448&oldid=- (Version vom 1.8.2018)