Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/433

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Volkspartei ans Messer. 533 Auch den Vater des Josephus hatten die Schreckensmänner in den Kerker geworfen und ließen ihn streng bewachen. Eine öffentliche Kundmachung verbot sogar den Stadtbewohnern allen Verkehr untereinander, wie auch jede Ansammlung, weil man überall Verrath witterte. Selbst bloße Gruppen von Trauernden wurden ohne Process sofort niedergehauen.

534 (2.) Unter den Führern des Simon befand sich auch ein gewisser Judas, Sohn des Judas, dem der Tyrann die Bewachung eines Thurmes anvertraut hatte. War es nun vielleicht das Mitleid mit den so grausam geopferten oder noch mehr die Sorge um die eigene Sicherheit, was ihn antrieb, kurz, er ließ angesichts dieser Greuelthaten die zehn ihm ergebensten Krieger seines Commandos zu sich kommen und sprach zu ihnen: 535 „Wie lange wollen wir denn noch unseren Jammer fortschleppen? Oder was haben wir denn überhaupt für Aussichten auf Rettung, wenn wir einem solchen Schurken treu bleiben? Wüthet nicht schon der Hunger in unseren Reihen? 536 Sind nicht die Römer schon mit einem Fuße in der Stadt herinnen? Und müssen wir denn nicht bei der Treulosigkeit, die Simon sogar gegen seine Wohlthäter bewiesen, uns selbst schon von seiner Seite auf das Schlimmste gefasst machen, während der von den Römern versprochene Pardon auch ganz sicher gehalten wird. 537 Wohlan, so lasset uns durch die Uebergabe der Festungsmauer mit dem eigenen Leben auch unsere Vaterstadt retten! Dem Simon aber geschieht kein Unrecht, wenn er, der ohnehin sich selbst schon aufgegeben hat, ein wenig früher zur Strafe gezogen wird.“ 538 Da die zehn damit einverstanden waren, so schickte Judas beim Morgengrauen die übrigen Leute unter seinem Befehle den einen dahin, den anderen dorthin, damit vom ganzen Plane ja nichts aufkommen könnte. Um die dritte Stunde rief er dann selbst von seinem Thurme herab nach den Römern. 539 Doch von den letzteren waren die einen zu stolz, um auf den Juden zu hören, andere glaubten ihm nicht, während die Mehrzahl sich schon darum bedachte, weil sie über ein Kleines die Stadt auch ohne ein solches Wagnis einzunehmen hoffte. 540 Bis aber endlich Titus sich anschickte, mit Bewaffneten an die Mauer heranzukommen, hatte schon Simon davon Wind bekommen. In aller Eile bemächtigte er sich noch früh genug des Thurmes, tödtete im Angesichte der Römer die überwältigte Mannschaft und schleuderte die schrecklich entstellten Leichen vorn über die Mauer hinab.

541 (3.) Um diese Zeit wurde auch Josephus auf einem seiner Rundgänge, die er noch immer zu dem Zwecke anstellte, die Einwohner zur Uebergabe zu bewegen, von einem Steine am Kopfe getroffen

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/433&oldid=- (Version vom 1.8.2018)