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ihren Leib: waren es doch dieselben Leute, die sogar die Leichen der Bürger noch wie Hunde zerrissen und die Gefängnisse noch mit halbverhungerten Leuten vollpfropften.


Dreizehntes Capitel.
Simon lässt den Matthias mit seinen Söhnen hinrichten. Andere Executionen. Misslungener Verrath des Judas. Josephus in Gefahr. Entsetzliches Schicksal der Ueberläufer, trotz Einschreitens des Titus. Die Zeloten vergreifen sich an den heiligen Vorräthen. Zahl der Todten in Jerusalem.

527 (1.) Unter anderem ersparte Simon nicht einmal dem Matthias, durch den er doch in den Besitz der Stadt gekommen war, eine martervolle Hinrichtung. Letzterer war der Sohn des Boëthus, aus hohepriesterlichem Geschlechte, und besaß, wie nur einer, das Vertrauen und die Achtung des Volkes. 528 Er hatte zur Zeit, als die Zeloten, bereits mit Johannes im Bunde, das Volk unter ihr tyrannisches Joch beugten, die Bürger bewogen, den Simon als Bundesgenossen in die Stadt hereinzulassen, und zwar ohne ihn an irgend eine Vereinbarung zu binden oder etwas Schlimmes von ihm zu gewärtigen. 529 Sobald sich jedoch Simon nach seinem Einzuge der Stadt versichert hatte, so betrachtete er auch den ihm so wohlwollenden Rathgeber genau so, wie die anderen Bürger, als seinen Feind, weil nach seiner Meinung beim Rathe des Matthias mehr die dumme Einfalt, als das Wohlwollen mitgespielt hatte. 530 Er ließ ihn nun um diese Zeit verhaften, unter die Anklage, dass er ein Römerfreund sei, stellen und verurtheilte ihn, ohne eine Vertheidigung zuzulassen, mit dreien seiner Söhne zum Tode. Der vierte Sohn hatte sich noch rechtzeitig zu Titus flüchten können. Matthias bat noch flehentlich, dass man ihn wenigstens vor seinen Kindern hinrichten möchte; es war das die einzige Gnade, die er sich für die Aufnahme des Simon in die Stadt von ihm ausbat. Und Simon befahl – mit seiner Hinrichtung bis zuletzt zu warten. 531 So wurden nun denn vor den Augen des Vaters zuerst die Kinder hingemordet, und dann über ihren Leibern der Vater geschlachtet. Im Auftrage des Simon hatte sein grausamster Scherge Ananus, Sohn des Bamadus, die Marterstätte gerade dem römischen Lager gegenüber wählen müssen, um den Matthias noch mit bitterem Spotte zu fragen, ob ihm denn wohl die Römer, zu denen er hätte übergehen wollen, zu Hilfe kommen würden. 532 Selbst die Beerdigung versagte Simon den Leichen. Nach ihnen kam ein Priester, namens Ananias, ein Sohn des Masambalus, aus bekanntem Geschlechte, und der Rathsschreiber Aristeus, gebürtig von Emmaus, mit noch fünfzehn anderen erlauchten Männern der

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/432&oldid=- (Version vom 1.8.2018)