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von allen Seiten umzingelten Römer, draußen schrien ihre Kameraden, die für die abgeschnittene Schar das Schlimmste befürchteten. Die Zahl der Juden schwoll immer mehr, und da ihnen auch die genaue Kenntnis der Straßen eine große Ueberlegenheit sicherte, so verwundeten sie viele Römer und stießen sie im ungestümen Angriff immer weiter hinaus. 339 Die Römer leisteten freilich ziemlich lange Widerstand, aber nur aus bitterer Verlegenheit, weil eine massenhafte Flucht durch die enge Mauerlücke nicht möglich war. Wie es den Anschein hatte, wären wohl alle, die in die Stadt eingedrungen waren, niedergemetzelt worden, wenn ihnen nicht Titus Luft gemacht hätte. 340 Er dirigierte nämlich die Bogenschützen an die Eingänge zu den verschiedenen Straßen und wählte für sich selbst gerade jene, wo das dichteste Gewühl war, um mit seinen Geschossen die Feinde zurückzujagen, an seiner Seite Domitius Sabinus, der sich auch in diesem Gefechte wieder durch seinen Heldenmuth hervorthat. 341 Unerschütterlich blieb der Cäsar, Pfeil auf Pfeil abschnellend, auf seinem Posten und hinderte die Juden am weiteren Vordringen, bis der letzte Römer sich zurückgezogen hatte.

342 (2.) So wurden die Römer über die zweite Mauer, die sie bereits erstürmt hatten, wieder hinausgedrängt. Darob schwoll den Streitern in der Stadt der Muth gewaltig, und sie bauten auf diesen Erfolg gar hochgespannte Erwartungen, indem sie meinten, dass die Römer sich nicht mehr getrauen würden, in die Stadt einzudringen, wie auch, dass, wenn sie selbst jetzt die Römer angreifen würden, sie vor jeder Niederlage gefeit wären. 343 Denn Gott verblendete um ihrer Missethaten willen ihren Sinn derart, dass sie weder die Macht der Römer mehr sahen, von der ja doch nur ein kleiner Bruchtheil durch die Juden hinausgedrängt worden war, noch auch die Hungersnoth gewahrten, die da schon allmählich an sie heranschlich. 344 Denn während sie selbst bis zur Stunde sich noch von dem Fleische der Bürger sozusagen mästen und das Blut der Stadt trinken konnten, herrschte bei den Gutgesinnten schon längst die bittere Noth, und viele starben bereits aus Mangel an Nahrung dahin. 345 Aber „je mehr Volk hinstirbt, desto besser für uns“, meinten die Rebellen. Denn nach ihrer Ansicht sollten überhaupt nur jene am Leben bleiben, die keinen Frieden wollten und ihr Leben nur dem Kampfe gegen die Römer zu weihen entschlossen wären; die nicht so gesinnte Menge des Volkes dagegen betrachteten sie nur als eine große Last und sahen sie mit wahrer Lust zu Grunde gehen. 346 Das also war ihr Gebaren gegen die eigenen Landsleute in der Stadt. Den Römern aber gegenüber hatten sie sich an der Mauer fest verschanzt, und schirmten die Bresche mit dem Walle ihrer Leiber,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/409&oldid=- (Version vom 1.8.2018)