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mit den Römern im Nahkampf; wurden sie aber zurückgetrieben, auf der Mauer. In offener Feldschlacht unterlagen sie in der Regel, weil sie von der militärischen Taktik der Römer nichts verstanden, beim Mauerkampf hingegen blieben die Juden im Vortheil. 306 Während den einen ihre Stärke, wie ihre kriegerische Erfahrung Muth einflösste, that das bei den Juden die von der Furcht noch genährte Tollkühnheit und ihr im Unglück von jeher gestählter Charakter. Außerdem hatten die Juden doch noch einige Hoffnung auf Rettung, indes die Römer sich einen recht baldigen Sieg erwarteten. 307 Keine Partei schien eine Ermüdung zu spüren, vielmehr folgte den ganzen Tag Sturm auf Sturm, ein Mauerkampf dem andern, ein ausfallender Trupp dem andern. In allen möglichen Gestalten ward der Kampf geführt. 308 Kaum, dass die Nacht dem blutigen Ringen, das mit der Morgenröthe begonnen, Einhalt thun konnte; doch brachte auch sie keinen Schlaf für die beiderseitigen Kämpfer, ja, sie war noch peinlicher, als selbst der Tag, da die einen jetzt und jetzt die Eroberung der Mauer, die Römer aber den Angriff der Juden auf ihr Lager besorgen mussten. So blieben denn beide Theile auch bei der Nacht unter den Waffen, wie sie der erste Morgenstrahl wieder kampfbereit fand. 309 Bei den Juden wetteiferte alles, um sich in das dichteste Kampfgewühl zu stürzen und so die Gunst der Führer zu erringen: am meisten Respect und Furcht hatte man vor Simon, dem seine Parteigänger so ergeben waren, dass auf einen Wink von ihm jeder sich auf der Stelle selbst den Tod gegeben haben würde. 310 Für die Römer bildeten sowohl ihr beständiger Siegeslauf, der nie durch gewohnheitsmäßige Niederlagen unterbrochen ward, wie auch ihre fortwährenden Feldzüge, ihre beständigen Uebungen und die Größe ihrer Herrschaft, vor allem aber die Erscheinung des Titus selbst, der immer und überall im ganzen Heere zu sehen war, einen starken Ansporn zum Heldenmuthe: 311 denn dort sich zu schonen, wo der Cäsar gegenwärtig war und sogar den Kampf theilte, erschien als ein arges Verbrechen: umgekehrt stand er auch als Augenzeuge und Vergelter in einer Person vor jenen, die sich tapfer schlugen, ja, es war schon Belohnung genug, dem Cäsar als ein wackerer Mann bekannt zu werden. Daher kam es, dass viele sich durch ihren Kampfesmuth in einem Grade auszeichneten, zu dem sie wohl ihre natürliche Kraft nicht befähigt hätte. 312 So geschah es in diesen Tagen, als die Juden wieder einmal vor der Mauer in starker Masse den Römern die Spitze boten, und beide Theile noch im Plänkeln begriffen waren, dass ein Reitersmann, Longinus mit Namen, aus der römischen Schlachtlinie heraussprang und sich mitten in die Reihen der Juden stürzte, 313 die vor seinem Anprall auseinanderstoben, während

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)