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die Menge vollends in die Stadt hinein und konnte noch die Werke den Flammen entreißen. 289 Bei diesem Kampfe geschah es auch, dass ein Jude lebend in die Hände der Römer fiel. Titus gab nun Befehl diesen Menschen im Angesichte der Stadtmauer ans Kreuz zu schlagen. Vielleicht würde dieser Anblick, meinte er, die übrigen mit Entsetzen erfüllen und sie etwas nachgiebiger stimmen. 290 Nach dem Rückzug der Juden ereignete sich noch der Zwischenfall, dass Johannes, der Führer der Idumäer, in dem Augenblicke, wo er mit einem vor der Mauer stehenden, ihm bekannten Soldaten einige Worte wechselte, von einem Araber einen Pfeilschuss in die Brust bekam und auf der Stelle sterbend zusammenbrach, zum größten Leidwesen der Juden und zum Bedauern der Rebellen, die in ihm seinen Mann von ebenso hervorragender persönlicher Tapferkeit, als Einsicht verloren.


Siebentes Capitel.
Einsturz eines Belagerungsthurmes. Eroberung der ersten Mauer. Stürme auf die zweite. Der Held Longinus. Die List des Juden Castor hält einige Zeit den Fall der zweiten Mauer auf.

291 (1.) In der folgenden Nacht wurde auch das römische Lager von einem, allerdings blinden, Alarm in Aufregung versetzt. 292 Es hatte nämlich Titus drei fünfzig Ellen hohe Thürme erbauen lassen, um sie auf allen drei Dämmen aufzustellen und von der Höhe derselben aus die Vertheidiger auf der Stadtmauer zurück zu jagen. Da geschah es, dass plötzlich einer dieser Thürme von selbst um Mitternacht zusammenstürzte. 293 Bei dem furchtbaren Krachen, das seinen Sturz begleitete, ward das ganze Lager von Schrecken ergriffen, und alles eilte, in der Meinung, dass die Feinde eingebrochen seien, zu den Waffen. 294 Ein wirres, lärmendes Durcheinander herrschte bei den Legionen, und da Niemand sagen konnte, was eigentlich geschehen war, schwebte man die längste Zeit in peinlichster Verlegenheit, und es ließ sich sogar in Ermanglung eines wirklichen Feindes einer vom andern ins Bockshorn jagen: 295 wie wenn die Juden schon mitten im Lager stünden, rief jeder den Mann, der ihm nahte, stets um die Parole an. Ein panisches Schreckgespenst schien alle gelähmt zu haben, bis endlich Titus den wahren Sachverhalt erfuhr und im ganzen Lager kund zu machen befahl, worauf dann, allerdings erst sehr langsam, die Ruhe wiederkehrte.

296 (2.) Obwohl die Juden sonst den Römern einen ganz kräftigen Widerstand entgegenstellten, so erlitten sie doch den Belagerungsthürmen gegenüber nur Verluste über Verluste. Denn von dort aus konnten sie sogar mit leichteren Geschützen und außerdem von Wurf-

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/403&oldid=- (Version vom 1.8.2018)