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die sie jedesmal warnten, so oft das Geschütz entladen wurde, und das Felsstück abflog, indem sie in ihrer heimischen Sprache schrieen: „Das Geschoss kommt!“ Sofort sprangen die Juden an dem bedrohten Punkte auseinander und bückten sich noch rechtzeitig. Auf solche Weise geschah es oft, dass der Stein zwischen den Reihen der gewarnten ohne Schaden hindurchfuhr, 273 bis die Römer ihrerseits auf die List verfielen, den Stein schwarz anzustreichen. Da man ihn jetzt nicht mehr so gut von weitem sehen konnte, machten die Römer die besten Schüsse, von denen ein einziger gleich viele auf einmal niederstreckte. 274 Aber trotz aller Verluste ließen sie die Römer bei ihren Dammarbeiten kaum zu Athem kommen und setzten all' ihre Verschlagenheit und Verwegenheit ein, um sie bei Tag und bei Nacht zu stören.

275 (4.) Als die Werke fertig gestellt waren, maßen die Ingenieure den Abstand bis zur Mauer mit der Bleischnur, die sie zu diesem Zwecke einfach von den Dämmen zur Mauer hinschleudern mussten, da es unter dem Hagel von Geschossen, der von oben niederprasselte, füglich nicht anders thunlich war. Man fand, dass die Widder die Mauer bereits treffen könnten, und so schob man sie denn heran. 276 Gleichzeitig ließ Titus die Geschütze näher an die Mauer fahren, damit nicht die Arbeit des Widders durch die Feinde von der Mauer aus gestört werden könnte, und gab das Zeichen, mit dem Widder zu beginnen. 277 Plötzlich dröhnten von drei Punkten zugleich die furchtbarsten Stöße weithin durch die Stadt, gefolgt von dem Angstgeschrei ihrer Bewohner, dass selbst die Rebellen sich eines Grauens nicht erwehren konnten. Jetzt endlich, da die Gefahr für beide Parteien, wie sie sahen, eine gleich drohende geworden, dachten sie erst an eine gemeinsame Abwehr: 278 „Wir thun ja alles für die Feinde“, schrieen die bisherigen Gegner einander zu, „anstatt dass wir zum wenigsten in dieser Stunde unsere gegenseitigen Reibereien aufschieben und gemeinsame Sache gegen die Römer machen, mag uns auch Gott sonst gerade keine ewige Freundschaft schenken“. Simon gab nun die feierliche Erklärung ab, dass die Juden im Tempel ganz unbehelligt sich nach der bedrohten Mauer hinüber begeben dürften, was Johannes dann auch den Seinigen, obwohl nicht ohne jedes Misstrauen, erlaubte. 279 Nun war man wieder, des gegenseitigen Hasses und der eigenen Zwistigkeiten vergessend, sozusagen, ein Leib und eine Seele. Man eilte von allen Seiten auf die Mauer, warf von da eine Unzahl Feuerbrände auf die Maschinen hinab und schleuderte Geschosse über Geschosse gegen jene, welche die Widder gegen die Mauer schwangen. 280 Die verwegensten Gesellen sprangen in dichten Banden zu den Thoren heraus, zerhieben die Schutzdecken an den Maschinen und stürzten sich auf die darunter

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/401&oldid=- (Version vom 1.8.2018)