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Beschauer, so sehr er sich auch sträuben mochte die Augen wegzuwenden, nicht anders, als würde er in die Sonne selbst schauen. 223 Von weitem dagegen, z. B. vor den Augen der Fremden, die nach Jerusalem zogen, zeigte er sich wie ein schneebedeckter Berggipfel, da an den Flächen, die nicht mit Gold bekleidet waren, der schneeweiße Stein hervorschimmerte. 224 Am Dachfirste trug das Gebäude goldene Stangen, die in eine scharfe Spitze ausliefen, damit kein Vogel sich daraufsetzen und das Heiligthum beschmutzen konnte. Von den Steinen aus seinem Gefüge erreichten einige eine Länge von fünfundvierzig eine Höhe von fünf und eine Breite von sechs Ellen. 225 Vor dem Tempelhause stand der Brandopferaltar mit einer Höhe von fünfzehn und einer Längen- wie Breiteausdehnung von je fünfzig Ellen. Er war im Quadrat gebaut und streckte seine Ecken hörnerartig empor. Von der Südseite führte eine Rampe mit sanfter Steigung zu ihm hinauf. Bei seinem Aufbau war kein einziges Eiseninstrument zur Verwendung gekommen, und nie hat ihn ein Meißel berührt. 226 Das Tempelhaus und den Altar umkränzte eine etwa ellenhohe, kunstvoll gearbeitete Ballustrade aus schönem Steinmaterial, welche das Volk draußen von den Priestern trennte. 227 Was nun die Theilnahme betrifft, so war den Samenflüssigen und Aussätzigen das Betreten der Stadt überhaupt verboten, den Frauen aber der Zutritt zum Tempel zur Zeit ihrer Menstruation; doch durften sie selbst im Zustande der Reinheit nicht über die früher erwähnte Grenze hinausgehen. Was die Männer anlangt, so ward denen, die sich noch nicht im Zustand vollständiger Reinheit, befanden, das Betreten des inneren Vorhofes untersagt, und ebenso durften sich auch die Priester im Zustande der Unreinheit nicht in diesen Vorhof begeben.

228 (7.) Alle jene, die, obgleich von priesterlicher Abkunft wegen eines leiblichen Defectes von dem Opferdienste ausgeschlossen waren, hatten ihren Platz an der Seite ihrer tauglichen Mitbrüder innerhalb der Schranken und bekamen auch die einem Priester gebürenden Opferstücke. Sie erschienen aber dabei in gewöhnlicher Kleidung, weil das heilige Kleid nur wirklich fungierende Priester anlegen durften. 229 An den Brandopferaltar und in das Tempelhaus durften nur die fehlerlosen Priester, und zwar in Byssus gehüllt, treten. Es war ihnen strengstens verboten, vorher Wein zu trinken, aus lauter Ehrfurcht vor dem Dienste Gottes, damit sie bei ihren Ceremonien ja kein Versehen machten. 230 Auch der Hohepriester gieng mit ihnen zum Tempel hinauf, aber nicht immer, sondern nur am Sabbath, an Neumonden oder wenn sonst ein altüberliefertes Fest oder eine allgemeine Volksfeier unter dem Jahre gehalten wurde. 231 Bei seinem heiligen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/395&oldid=- (Version vom 1.8.2018)