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106 (2.) Da Titus jetzt sein Lager vom Skopus weg näher an die Stadt heranrücken wollte, stellte er eine auserlesene Mannschaft von Reitern und Fußgängern in entsprechender Stärke zur Deckung gegen die Ausfälle der Juden auf, worauf die Hauptmacht den Befehl erhielt, den ganzen Streifen bis zur Stadtmauer hin zu planieren. 107 Infolge dessen wurden nun alle Zäune und Einfriedungen, welche die Bewohner zum Schutze um ihre Gartenanlagen und Baumpflanzungen angebracht hatten, niedergerissen, und alle Obstbäume darin umgehauen mit dem Material aber die Hohlwege und Wassergräben ringsum ausgefüllt; Felsenköpfe wurden mit eisernen Picken gesprengt: 108 kurz, die ganze Fläche vom Skopus bis zum Herodesmonument in der Nähe des sogenannten Schlangenteiches eben gemacht.

109 (3.) In diesen Tagen richteten die Juden für die Römer folgende Falle her: 110 Die verwegensten Rebellen eilten vor die Frauenthürme hinaus, allem Anscheine nach von der Friedenspartei hinausgetrieben: dort drängten sie sich nun, offenbar aus Furcht vor dem Nahen der Römer, dicht zu Hauf' und steckten voll Schrecken die Köpfe zusammen. 111 Zugleich tauchten oben auf verschiedenen Punkten der Mauer Leute auf, die, wie es schien, dem Volke angehörten, und die unter lautem Geschrei: „Frieden, Frieden!“ um einen Vergleich baten und mit dem Versprechen, die Thore zu öffnen, die Römer herbeilockten. Dieses ihr Geschrei begleiteten sie mit Steinwürfen auf die Ihrigen, die sie von den Thoren wegzutreiben schienen. 112 Die letzteren thaten hingegen, als wollten sie sich wieder den Eingang erzwingen und die Juden drinnen mit ihren Bitten bestürmen, wobei sie sich alle Augenblicke mit allen Zeichen des Schreckens nach den schon heraneilenden Römern umsahen. 113 Ihre List blieb nicht ohne Eindruck, wenigstens nicht auf die Soldaten, die wirklich der Ueberzeugung waren, sie hätten die einen schon beim Schopfe, um ihnen gleich den Lohn geben zu können, während sie von den andern sicher erwarteten, sie würden ihnen die Stadt aufmachen, und sich demgemäß auch sofort ans Werk begaben. 114 Dem Titus aber kam die ganz überraschende Einladung verdächtig vor: er hatte ja erst einen Tag zuvor die Juden durch Josephus zu Friedensverhandlungen auffordern lassen und nicht das geringste Entgegenkommen gefunden. Er schärfte also jetzt den Soldaten ein, dass sie nur auf ihrem Posten bleiben sollten. 115 Indessen hatten schon einige von den zum Schutze der Erdarbeiter aufgestellten Truppen zu den Waffen gegriffen und waren gegen die Thore gestürzt. 116 Die vermeintlichen Flüchtlinge aus der Stadt zogen sich anfangs vor den Römern zurück, sobald sich die letzteren aber zwischen den Thürmen am Thore befanden, liefen die Juden vorwärts, im Kreise um die Soldaten herum

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/383&oldid=- (Version vom 1.8.2018)