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Drittes Capitel.
Johannes bemächtigt sich mit List des inneren Tempels. Rasierung des Terrains durchs die Römer. Anschlag der Juden auf die arbeitenden Soldaten. Strenge des Titus. Das Heer bezieht das Lager vor der Mauer.

98 (1.) Kaum dass jetzt für kurze Zeit der Kampf vor den Thoren aussetzte, so erhob auch schon drinnen wieder die Zwietracht ihr Haupt. 99 Da nämlich der Tag der ungesäuerten Brote am vierzehnten des Monates Xanthikus, an welchem vor Alters nach dem Glauben der Juden ihre Befreiung aus der Knechtschaft der Aegypter stattgehabt, unmittelbar gekommen oder da war, öffneten die Anhänger des Eleazar mit der entsprechenden Vorsicht die Tempelthore und ließen die Leute aus dem Volke, die es wünschten, zum Gottesdienste hinein. 100 Unter der Maske dieses Festbesuches nun machte Johannes einen Anschlag. Er suchte sich dazu aus seinen Leuten gerade solche aus, welche noch weniger hervorgetreten waren, befahl ihnen, Waffen unter ihre Kleider zu stecken, und schmuggelte sie, obschon die meisten unrein waren, mit aller Behutsamkeit in den Tempel hinein, um denselben auf diese Weise schon vorher zu besetzen. 101 Wie sie drinnen waren, warfen sie die Kleider ab und entpuppten sich mit einemmale als Bewaffnete. Sofort entstand um das Tempelhaus herum ein ungeheurer Wirrwar und Tumult, indem das dem Parteigetriebe ferne stehende Volk alle ohne Unterschied bedroht glaubte, während die Zeloten ganz gut wussten, dass es auf sie allein zunächst abgesehen wäre. 102 Sie verließen denn auch, ohne es auf einen Kampf ankommen zulassen, ihre Wachtposten an den Thoren, andere sprangen von den Brustwehren und flüchteten sich in die unterirdischen Gänge des Heiligthums hinab. Das Volk aber drängte sich zitternd an den Fuß des Brandopferaltars und um das Tempelhaus herum, wo viele im Gewühle zertreten, viele unter einem Hagel von Knüttel- und Schwerthieben getroffen niedersanken. 103 Bei dieser Gelegenheit wurden auch viele ganz harmlose Leute aus Privatrache und rein persönlicher Feindschaft von ihren Widersachern als angebliche Parteifeinde ermordet, und wer immer in längst vergangenen Tagen mit einem der Meuchler einen Conflict gehabt und jetzt das Unglück hatte, erkannt zu werden, ward als Zelote auf die Marterstätte geschleppt. 104 So trieben sie es in der ärgsten Weise mit den unschuldigen Personen, während sie gleich darauf den Schuldigen Waffenstillstand und freien Abzug aus den unterirdischen Gängen gewährten. Weil sie jetzt auch über das innere Heiligthum und alle seine Schätze verfügten, schwoll ihnen nunmehr der Kamm auch gegen Simon. 105 Auf solche Art schmolzen die drei Parteien von früher wieder auf zwei zusammen.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/382&oldid=- (Version vom 1.8.2018)