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wie auch das Zünglein an der Schlachtenwage und der Lebensfaden der Fürsten nur in der Hand Gottes ruht. 61 Denn soviele Geschosse auch gegen Titus geschleudert wurden, der noch dazu ohne Helm und Panzer war, da er, wie erwähnt, noch nicht zum Angriff, sondern bloß zur Recognoscierung vorgedrungen war, so traf ihn doch nicht ein einziges, sondern alle sausten, als hätten die Juden zu Fleiß fehlgeschossen, ohne Schaden an ihm vorüber. 62 Dagegen schmetterte in einemfort bald rechts, bald links sein Schwert die anstürmenden Feinde zurück, während er jene, die ihn von vorne packen wollten, in Masse niederritt und über die gestürzten hinwegsetzte. 63 Mit einem wahren Wuthgeheul begleitete der Feind diese Heldenthat des Cäsar, und alles schrie: Nur los auf den! Aber wohin er ritt, da floh alles und stob in Massen auseinander. 64 Seine Schicksalsgenossen hielten sich dicht hinter ihm, obschon es Hiebe und Stiche im Rücken und an der Seite regnete; denn jeder sah nur einen Hoffnungsschimmer: ehe Titus umzingelt würde, mit ihm noch freie Bahn zu bekommen. 65 Nur zwei der hintersten erlagen: der eine wurde umzingelt und mit dem Pferde erschossen, der andere war abgesprungen und wurde niedergestoßen, sein Pferd aber als Beute fortgeführt. Mit den anderen schlug sich Titus durch und kam glücklich ins Lager. 66 Infolge des Umstandes, dass man schon beim ersten Angriff im Vortheil geblieben, und der daran geknüpften voreiligen Hoffnungen war die Stimmung unter den Juden eine sehr gehobene, und der kurzlebige Sieg gab ihnen eine gewaltige Zuversicht für die Zukunft.

67 (3.) Nachdem noch während dieser Nacht die Legion von Emmaus sich mit Titus vereinigt hatte, brach er am anderen Tage von da auf und gelangte nach dem sogenannten Skopus, von wo man bereits der Stadt und des gewaltigen Tempels in seiner ganzen Pracht ansichtig wurde. Aus diesem Grund hat denn auch die an die Nordseite der Stadt anstoßende Hochebene ganz entsprechend den Namen Skopus erhalten. 68 Nur noch sieben Stadien von der Stadt entfernt, ließ jetzt Titus seine zwei Legionen für beide zusammen ein einziges Lager schlagen, während die fünfte Legion drei Stadien hinter ihnen eines beziehen sollte, weil sie noch vom anstrengenden Nachtmarsche erschöpft war, und Titus sie deshalb decken zu müssen glaubte, damit sie dann umso ruhiger an ihren Lagerwällen arbeiten könnte. 69 Eben hatten sich die Legionen an den Bau gemacht, als auch schon die zehnte Legion in der Richtung von Jericho her erschien, wo von früher her eine Heeresabtheilung lag, um den schon von Vespasian eroberten Pass, zu hüten. 70 Sie hatte den Befehl, in einer Entfernung von sechs Stadien bei Jerusalem am sogenannten Oelberg, welcher der Stadt nach

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/378&oldid=- (Version vom 1.8.2018)