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ihre Geschütze aufpflanzte. 8 Da sie infolge des Ueberflusses an heiligen Vorräthen, die sie ohne den mindesten Scrupel hernahmen, in Hülle und Fülle zu leben hatten, so waren sie voll kecker Zuversicht. Doch wagten sie, nachdem sie sich einmal dort verschanzt hatten, mit Rücksicht auf ihre bedenkliche numerische Schwäche zunächst noch keinen Ausfall. 9 So sehr ihnen aber Johannes an Zahl überlegen war, ebenso stark war er mit seiner Stellung gegen sie im Nachtheil. Denn da er die Feinde gerade über seinem Kopfe hatte, so konnte er nirgends einen gedeckten Angriff unternehmen, sowenig ihm auch andererseits sein Zorn Ruhe ließ. 10 Mochte er übrigens auch größere Verluste erleiden, als er selbst den Leuten des Eleazar zufügte, er gab darum nicht nach: von beiden Seiten folgte Ausfall auf Ausfall, begleitet von einem Hagel von Geschossen, so dass das Heiligthum auf allen Seiten von Blut und Mord geschändet ward.

11 (3.) Jetzt konnte auch Simon, der Sohn des Gioras, den das Volk in seiner bittersten Verlegenheit, weil es von ihm noch Hilfe erwartete, herbeigerufen hatte, um sich freilich in ihm nur einen neuen Tyrannen zu holen, seine Angriffe auf die Partei des Johannes von der Oberstadt und einem Theile der Unterstadt aus, die sich in seiner Gewalt befanden, mit umso größerem Nachdrucke erneuern, als er sie auch von oben her bekämpft sah. Doch musste er seinerseits den Sturm auf sie ebensogut von unten hinauf wagen, wie die Leute des Johannes, wenn sie das Tempelgebäude ober ihren Köpfen angreifen wollten. 12 Aus solche Weise von zwei Seiten zugleich gepackt, verlor Johannes ebenso leicht auf der einen Seite, als er nach der andern hin gewann, und in dem Maße, als er sich in seiner niedrigen Stellung gegenüber den Anhängern des Eleazar schwer that, gab ihm seine Höhe über Simon das Uebergewicht. 13 So ist es begreiflich, dass er mit bloßen Handgeschossen die Stürme von unten her mit leichter Mühe zurückweisen konnte, während er die Feinde, die vom Tempel herab ihre Wurfspieße schleuderten, mit grobem Geschütze zurücktreiben musste. 14 Er war nämlich im Besitze von nicht wenigen Armbrustgeschützen und Katapulten, wie auch von Steinschleudern, durch die er sich nicht bloß der Angreifer erwehrte, sondern auch viele beim heiligen Opfer befindliche Personen niederstreckte. 15 Denn obschon die Aufständischen in ihrer blinden Wuth vor keiner Gottlosigkeit mehr zurückschreckten, so ließen sie doch noch jene, die da Opfer darbringen wollten, in den Tempel hinein, freilich nicht, ohne sie noch zuvor mit allem Misstrauen und aller Vorsicht, wenn sie Einheimische waren, weniger ängstlich aber, wenn sie Fremde waren, untersucht zu haben. War es diesen nun auch geglückt, an dem Eingang zum Heiligthum das grausame

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/372&oldid=- (Version vom 1.8.2018)